Artemis Review

Sternzeit 19.15: Endlich ist es uns gelungen eine Crew für den Jungfernflug der USS Tofuwurst zusammenzustellen. Ihre vierstündige Mission führt sie in’s unentdeckte Land der Spaceship Bridge Simulation.

artemiscoverTitel: Artemis Spaceship Bridge Simulator
System: PC / Android
Genre: Simulation
Erscheinungsjahr: 2014
Entwickler: Incandescent Workshop
Durchgespielt in 1,5 Stunden Spielzeit

Story: 5/10
Ohne Spielleiter (ja, wie bei einem Pen and Paper Abenteuer lässt sich Artemis wahlweise mit einem Gamemaster spielen) beschränkt sich die Standard-Kampagne auf eine klassische Space Mission á la „Stop the Space Invaders!“. So gilt es in erster Linie, die fünf oder sechs Raumstationen der Terraner gegen einen außerirdischen Angriff zu schützen. Nach Lust und Laune kann der Captain davon abgesehen entscheiden, verbündeten Schiffen zu helfen, Aufgaben für die einzelnen Stationen zu erfüllen oder feindliche Schiffe im Quadranten aufzuspüren. Meistens werden solche Ausflüge mit Boni wie zusätzlichen Waffen oder Ausbauten belohnt, sodass sich auch ein einfacher Botenflug oft als außerordentlich lohnenswert entpuppt. Findet sich ein tüchtiger Spielleiter, so lässt sich aber auch ein ganz eigenes Abenteuer spielen.

Funker und Scanner

Ingenieur und Pilot

Gameplay: 9/10
Artemis Spaceship Bridge Simulator ist kein gewöhnliches Teamspiel, sondern DAS Teamspiel überhaupt. Wie es der Name schon vermuten lässt, wird hier nämlich die Kommandobrücke eines Raumschiffs simuliert. Am Anfang einer Spielrunde muss sich das Space Team also auf verschiedene Positionen des Raumschiffs verteilen, die jeweils spezielle Aufgaben zu erfüllen haben. So bestand unsere tapfere Crew aus einem Piloten, der das Schiff ähnlich wie in einem Flugsimulator steuert, einem Bordschützen, der die Waffen des Schiffes auswählt, zielt und abfeuert, einem Ingenieur, der die Energie des Schiffes auf die verschiedenen Stationen aufteilt und Schäden repariert, einem Funker, der einen Facebook-ähnlichen Livefeed überwacht und Verbündete sowie Gegner kontaktieren kann, einem Wissenschaftler, der verschiedenste Scans durchführen kann um Umgebung, Feinde und Anomalien zu überwachen und natürlich dem Captain, der selbst zwar nicht unmittelbar am Computer spielt, dem Team aber die Befehle erteilt und bei Uneinigkeiten die Entscheidungen fällt. Darüber hinaus kann ein gemeinsamer Front Screen vom Captain mit verschiedenen Infos oder einem hübschen Ausblick in’s All belegt werden. Die extreme Spezialisierung der einzelnen Positionen macht das Spiel dabei zu einem Mix aus SciFi Videospiel, klassischem Rollenspiel und Gruppentherapie. Nicht selten diskutierte unsere Crew tatsächlich solange über das Vorgehen bei Feindkontakt oder die Annahme einer Aufgabe, dass die Position des Captains notwendig wurde um das Spiel voranzutreiben. Um Artemis in seiner Gänze genießen zu können braucht mal also tatsächlich nicht einfach irgendwelche sechs Nerds, sondern Teamplayer und einen Anführer. Bei uns hat das zum Glück hervorragend geklappt, sodass wir das Spiel ideal auskosten konnten.

Funker und Scanner

Funker und Scanner

Grafik: 7/10
Optisch orientiert sich die Simulation an einer realistischen Arbeitsumgebung der einzelnen Stationen. Hier wurde nichts unnötig aufpoliert oder verhübscht und gerade das macht die Atmosphäre des Gesamterlebnisses aus. Die einzelnen Arbeitsplätze sind authentisch und nachvollziehbar gestaltet und bieten alle nötigen Funktionen überschaubar und leicht verwendbar an. Eben wie man sich eine Raumschiffbrücke vorstellt. Wer über zusätzliche Bildschirme verfügt kann diese vom Spiel mit typischen Star Trek Nonsene-Blinklichtern belegen lassen, um das Spaceship Feeling zu komplettieren. In unserem Fall haben sechs Stationen und ein zusätzlicher Hauptbildschirm aber schon für ein unvergessliches Erlebnis gesorgt.

artemisingameFazit:
„Feindkontakt auf Kurs 020, angreifen oder wegfliegen?“
„Was sagen die Scanner?“
„Leicht bewaffnet, hält aber Funkkontakt zu seiner Flotte die möglicherweise nah ist.“
„Energie auf Waffen und Frontschilde, Torpedos laden. Die holen wir uns!“
Artemis ist eines dieser „one of a kind games“, die man einfach kaum mit anderen Videospielen vergleichen kann. Vor allem liegt das wohl daran, dass Artemis nicht zu 100 Prozent ein VIDEO-Spiel ist, sondern sich vor allem zwischen den Teilnehmern der Runde abspielt, die ihren Posten der fiktiven Crew ausfüllen. Damit dabei nicht ein ähnliches Chaos wie bei dem Android-Titel Space Team entsteht, braucht das Schiff also einen ordentlichen Captain und eine teamfähige Crew. Nicht gerade mit jedem Freundeskreis machbar, aber sollten sich die richtigen Leute zusammenfinden ein unschlagbares Gesamterlebnis. Wenn wir es tatsächlich noch einmal schaffen, eine Space Crew zusammenzustellen die so gut funktioniert wie unser Jungfernflug, hoffe ich darauf auch den Spielleitermodus ausprobieren zu können, denn die Story war tatsächlich das einzige spürbare Manko des Abends.

TL;DNR: Umwerfendes Star Trek LARP

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