Fahrenheit Review

Mit Fahrenheit gelingt es Quantic Dream, einen genialen Hybriden aus spannendem Mystery-Thriller in Hollywoodqualität und interessantem Videospiel zu erschaffen. Ein spielbarer Film, der sich wirklich lohnt!

fahrenheitfront

Titel: Fahrenheit
System: PlayStation 2
Genre: Adventure / Thriller
Erscheinungsjahr: 2005
Entwickler: Quantic Dream
Durchgespielt in 10 Stunden Spielzeit

Story: 9/10
Das Spiel beginnt aus einer Beobachterperspektive und zeigt Lucas, einen jungen Mann, wie er scheinbar im Rausch einen Mann auf einer Kneipentoilette tötet. Nach diesem kurzen Intro wechselt der Spieler in die Rolle von Lucas, der sich seiner Tat bewusst wird, und die Spuren beseitigen will. Flieht der Spieler letztendlich aus der Bar, wechselt die Perspektive erneut und er übernimmt die Kontrolle über zwei Polizisten (Carla und Tyler), die den Mord aufzudecken versuchen. Dabei kommt es stark darauf an, was Lucas im ersten Spielabschnitt vergessen hat. Ein schlecht verstecktes Messer beispielweise lockt die Ermittler schnell auf die Spur des gerade noch gespielten Mörders. Während die Polizisten im Spielverlauf also versuchen, Lucas ausfindig zu machen, verfolgt dieser eine Verschwörungstheorie, der er glaubt zum Opfer gefallen zu sein. Nach und nach erfährt der Spieler mehr über alte Kulte, düstere Rituale und Opfermorde und wird tief in eine jahrtausendealte Verschwörung verstrickt, während die Stadt in einem grausamen Rekordwinter versinkt. Mehr sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten, denn der Spielspaß an Fahrenheit kommt nicht zuletzt durch die Krimi- und Thrilleraspekte zu Stande. Komplett betrachtet lässt die Story (die nebenbei multiple Enden bietet, je nach Entscheidungen des Spielers) allerdings kaum Wünsche offen. Hervorragende neun Punkte!

Gameplay: 9/10
In Sachen Gameplay haben sich die Jungs von Quantic Dream voll ins Zeug gelegt. Das Gameplay von Fahrenheit ist außergewöhnlich, einzigartig und interaktiv. Selten habe ich in einem Adventure ein so individuelles Gameplay vorgefunden wie in Fahrenheit. Der Spieler agiert (fast) ausschließlich mit den Analogsticks, indem er die Bewegung des Charakters vorgibt, welcher diese dann nachahmt. Soll Lucas zum Beispiel einen Schrank öffnen, wird der Analogstick nach hinten gezogen. Soll er den Schrank wieder schließen, so muss der Stick in die entgegengesetzte Richtung bewegt werden. Zum Klettern wird der Analogstick halbkreisartig bewegt, erst nach links, dann nach rechts. So „fühlt der Spieler quasi mit“, was sein Charakter erlebt. Auch in Gesprächen wird mit den Sticks die nächste individuelle Antwort ausgesucht, und dabei hat der Spieler realistischerweise kaum Zeit nach Worten zu ringen. Hat er innerhalb der vorgegebenen Antwortzeit nicht eine der Antworten ausgewählt, so stammelt der Charakter eine kurze Notantwort vor sich hin und die Story wird vorerst nicht weiter aufgedeckt. Außerdem gilt es ab und an Actionscenen zu bewältigen, in denen der Charakter mittels der Sticks Gegenständen oder Angriffen ausweicht. Bei Mutproben (Claras Raumangst) oder Ausdauerszenen (Lucas hält sich an einem Balkon fest) muss der Spieler darüber hinaus die L und R Tasten drücken. Das überaus intuitive Gameplay versetzt den Spieler durch das außergewöhnliche Handling der Charaktere fast in deren Lage und gerade daher macht Fahrenheit auch bei mehrmaligem durchspielen riesigen Spaß. Zwischen einzelnen Storyabschnitten erhält der Spieler, wie oben erwähnt, immer wieder die Kontrolle über den Gegenüber seiner letzten Spielfigur, wodurch das Spiel fast wie ein Film aus verschiedenen Perspektiven wirkt. Alles in allem ein gewagt innovatives Gameplay, das für mich persönlich nicht nur das Spielgefühl und die Atmosphäre unterstreicht, sondern den Spielern noch mehr ins Geschehen einbezieht.

Grafik: 8/10
Die Grafik mag, vor allem in Bezug auf die Gesichter der Charaktere, anfangs etwas gewöhnungsbedürftig sein, aber man gewöhnt sich wirklich sehr schnell an den Fahrenheit-Stil. Die Umgebungen sind realistisch und glatt umgesetzt und vor allem die düstere Winteratmosphäre ist zu loben. Jeder Spielabschnitt unterstreicht auf seine Art die derzeitige Stimmung und Handlung im Spiel und fügt so alles zu einer idealen und realistischen Spielwelt zusammen, in der sich der Spieler verlieren kann. Grafisch bleibt an Fahrenheit nichts auszusetzen, auch wenn es vielleicht mit grafischen Vorreitern des Erscheinungsjahres 2005 nicht unbedingt mithalten kann: Durch seinen eigenen Stil und die perfekte Atmosphäre hat sich das Spiel acht gute Punkte verdient.

Fazit:
Über Fahrenheit kann man sicher geteilter Meinung sein, aber ich persönlich sehe es als ein äußerst innovatives, interessantes Spiel an. Das Gameplay ist einzigartig und macht großen Spaß, während die geniale Atmosphäre die noch bessere Story unterstreicht. Hier greifen einfach alle Aspekte eines Videospiels perfekt ineinander: Eine ausgefeilte, tiefgehende Story, untermalt von brillanter Optik und genialem Gameplay. Fahrenheit macht auch beim vierten oder fünften Durchspielen noch richtig Spaß und kann nur jedem Krimi- und Thrillerfreund ans Herz gelegt werden, denn so mancher Film kann sich von diesem Spiel noch eine Scheibe abschneiden.

TL;DNR: Quantic Dream eben. Kaufen, spielen, begeistern lassen.