Sequälerei! Die unendliche Geschichte und das schnelle Geld

Wer heute durch den Supermarkt schlendert und im Vorbeigehen einen Blick auf das Videospielregal wirft, erblickt aus dem Augenwinkel mehr Ziffern als Buchstaben. Mario Party 9, Final Fantasy 13-2 oder Fifa 2012 sind da nur einige Beispiele, die den anhaltenden Trend zum Mehrteiler herauskristallisieren. Den Dodo kotzt das an.

Warum? Ganz einfach: Wer heute ein gutes Videospiel auf den Markt wirft, der hat entweder keinen Erfolg damit, Eier aus Stahl und den Mut als eigenständiges Medium zu bestehen oder – und das ist momentan leider Gang und Gebe – bereits halbgare Ideen für gefühlte acht Fortsetzungen. Mit dem Erfolg eines Spiels kommt momentan nämlich der unumgängliche Zwang es fortzuführen. Sei es F.E.A.R., Prototype, Borderlands, Bioshock, BlazBlue oder Professor Layton: Hat ein relativ aktuelles Spiel Erfolg, so wird es gnadenlos fortgesetzt um auf der Erfolgswelle des Vorgängers zu reiten und Geld einzufahren. Den meisten Fortsetzungen merkt man dabei auf den ersten Blick an, dass sie nur zu diesem einen Zweck entwickelt wurden. Sie sind stil-, lieb- und ideenlos auf den Markt geschmissen und geifern nach unseren Geldbeuteln.

Natürlich werden jetzt viele von Euch sagen „Aber Dodo, früher gab es doch auch schon Fortsetzungen, herpity derp.“ und klar, die gab es, aber nicht zu jedem einzelnen erfolgreichen Spiel und vor allem nicht im Halbjahrestakt!! Wie lange mussten wir auf Half Life 2 warten? Oder WarCraft 3? Maniac Mansion 2? Vergleichen wir das ruhig mit Serien wie Uncharted oder dem Spitzenkandidaten Call of Duty. Außerdem waren Fortsetzungen früher noch wirklich Fortsetzungen. Ein Spiel mit einer abgeschlossenen Handlung wurde so ergänzt, dass das Ganze weiterhin Sinn macht, während Spiele wie Deponia oder Mass Effect heute von vorne herein darauf ausgelegt sind von Fortsetzungen erweitert zu werden und so noch einmal Geld zu kosten. Und bevor ein Spiel früher wirklich fortgesetzt wurde, kamen meist erst einmal Addons und Expansions auf den Markt, die für deutlich weniger Geld ein fertiges Spiel erweiterten und Fans neuen Zündstoff gaben.

Ausnahmen wie Dragon Quest oder Fire Emblem, die schon früher mit der Zahl sechs oder sieben im Titel strahlten, hatten nichts miteinander zu tun, sondern bedienten sich nur dem gleichen Franchising-Namen um Aufmerksamkeit zu erregen und ließen sich jeweils problemlos als eigenständiges Spiel verstehen. Ein Prinzip, gegen das ich im Endeffekt nichts einzuwenden hätte, wenn der Markt nicht mittlerweile jedes Jahr von circa 22 Spielen mit „Final Fantasy“ im Titel überflutet würde. Immerhin betrifft das krankhafte Verfranchisen von erfolgreichen Spielen nur wenige große Namen wie zum Beispiel Pokémon und die klassischen Nintendo Helden und geht einem somit nur bedingt auf die Nerven.

Ach ja und nur der Vollständigkeit halber: Von den ganzen elenden Sportspielen, die jedes Jahr auf’s neue aufgewärmt werden, fange ich hier gar nicht erst an. Wer 60 Euro für die Namen der aktuellen Bayern-Spieler ausgeben will, soll das von mir aus tun.

Was mich hingegen wirklich, wirklich aufregt ist die gezielte Ausschlachtung fertiger Spiele mit dem kreativitätslosen Ziel schnelles Geld aus der Tasche alter Fans zu ziehen. An dieser Stelle möchte ich meine abgrundtiefe Verachtung für Square Enix offenbaren, die es nach der Übernahme von Eidos Interactive offensichtlich zu ihrer Aufgabe gemacht haben, aus jeder Lizenz der Firma noch mindestens 800 Spiele zu quetschen, die sich im Regal neben Final Fantasy 1623 sonnen dürfen. Dass dabei nicht nur das Gameplay, sonder vor allem die Story auf der Strecke bleibt, zeigen nicht nur Final Fantasy 13 und 13-2 (merkste was?), sondern auch die neuen Ableger von Tomb Raider und Deus Ex.

Wer nach einer angebrachten Wartezeit von mehreren Jahren für die Fans alter Tage eine Fortsetzung auf den Markt wirft, der soll sich bitte auch etwas einfallen lassen, was selbige begeistert und nicht enttäuscht. Ja, ich rede von Diablo 3. Was war da los Blizzard? So ein generischer, kreativitätsloser Haufen Mist, den man unter dem Namen Baldure’s Gate oder Champions of Norrath schon vor etlichen Jahren auf der PS2 herunterspielen konnte soll nun die Fortsetzung zum einst so grandiosen Diablo 2 sein? Warum ein Skillsystem für halbseitenspastisch gelähmte Schimpansen? Warum die pure Langeweile in ein Videospiel bannen, das einst spannend und interessant war? Bei StarCraft ist es doch auch gelungen nach etlichen Jahren einen Nachfolger zu schaffen, der die Strategiespielwelt revolutioniert und den Single Player Mode eines RTS neu zu definieren wusste!

Fakt ist leider einfach, dass sich Spiele auch in Zeiten von YouTube und gametrailers.com noch immer auch über ein simples Cover verkaufen. So ist es bedauerlicherweise finanziell attraktiver ein schwaches und enttäuschendes Spiel unter einem bekannten Namen zu verkaufen, als einen genialen, aber unbekannten Titel zwischen Mario Kart 8 und Tekken 6 in’s Spieleregal zu stellen. Erinnern wir uns an meine Einleitung: Wer diesen Schritt dennoch wagt hat entweder keinen Erfolg, den Mut ein eigenständiges Spiel unberührt zu lassen wie zum Beispiel der geniale Entwickler Quantic Dream, oder die Ambition, mindestens ein 08/15 Sequel hinterherzuballern, wenn nicht gleich das Ende des Erstlings so offen zu lassen, dass man sich an zehn Händen abzählen kann, wie viele Fortsetzungen noch folgen werden. Ich bedaure die immer intensivere Entwicklung der Branche in diese Richtung und möchte einfach nur hoffen, dass mir niemand nachträglich in seiner elenden Geldgeilheit Second Sight, Mirror’s Edge oder The Whispered World um eine beschissene Erweiterung verschlimmbessert.