Metal Gear Solid Review
Es gibt wohl keinen männlicheren Mann als Solid Snake. Der Mann, der nicht als Held bezeichnet werden will, verbindet einen Hauch heroischer Melancholie mit geballter Coolness und ist nicht umsonst eine der bekanntesten und beliebtesten Videospielfiguren aller Zeiten.
Titel: Metal Gear Solid
System: PlayStation 1
Genre: Stealth Action
Erscheinungsjahr: 1998
Entwickler: Konami
Durchgespielt in 7 Stunden Spielzeit
Story: 9/10
Metal Gear Solid ist wohl eines der storylastigsten Spiele aller Zeiten. Die Geschichte um Solid Snake, den Spezialagenten in Rente (auch bekannt als männlichster Mann der Welt, aber dazu später), beginnt bereits abenteuerlich als Snake trotz seines Ruhestandes beauftragt wird, in der Militärbasis Shadow Moses die Terroristengruppierung Foxhound zu erledigen, die die Basis unter ihre Kontrolle bringen konnte. Die Terroristen drohen mit einem Atomschlag, sollte die Regierung nicht die sterblichen Überreste ihres Vorbilds „Big Boss“ herausrücken. Während sich der Spieler zuerst noch fragt, warum so ein großer Aufstand wegen einer Leiche gemacht wird, erkennt er schnell die Zusammenhänge hinter den verworrenen Machenschaften der Terroristen. An dieser Stelle möchte ich am liebsten bereits aufhören mehr von der grandiosen Geschichte um Snake und die Foxhounds preiszugeben, aber so viel sei gesagt: Wer sich an MGS setzt, der sollte prinzipiell alles in Frage stellen, was die Charaktere von sich geben, bis zur letzten Sekunde einen kühlen Kopf bewahren und sich vor allem stets ein eigenes Bild der Geschichte machen. Die Handlungsstränge mit all ihren Intrigen und Täuschungen machen nämlich jedem guten Thriller Konkurrenz. Neben dem an sich schon genialen Plot des Spiels wird der Punkt Story außerdem durch exzellentes Charakterdesign verstärkt. Die Foxhounds sind keine stumpfe Ansammlung von Endgegnern, sondern eine Gruppierung ausgearbeiteter und bis ins kleinste Detail ausgefeilter Charaktere, die durch ihre speziellen Hintergrundgeschichten und Beweggründe beeindruckend viel Persönlichkeit besitzen. So tut es einem beim einen oder anderen Gegner fast Leid, wenn man ihn nach einem spektakulären Kampf besiegen konnte. Mitreißend, tiefsinnig und hochspannend sind definitiv die Worte, die die Geschichte von Metal Gear Solid am besten beschreiben!
Gameplay: 9/10
Metal Gear Solid bringt das Stealth Game in eine neue Dimension. Das zuvor recht zaghaft bestückte Genre, zu dieser Zeit fast ausschließlich bekannt aus Vorgängertitel Metal Gear auf dem NES und dem ersten Ableger der Wolfenstein-Serie für den PC, hatte zwar bereits den Grundstein für eine erfolgreiche Videospielkategorie gelegt, so richtig konnte sich das ganze Verstecken und Verkleiden jedoch noch nicht durchsetzen. Mit Metal Gear Solid auf der Sony Playstation jedoch wird das Genre gameplaytechnisch in die dritte Dimension versetzt. Extremer Realismus, eine gute KI und die stimmige Atmosphäre sorgen dabei schon für den ersten Nervenkitzel, wenn es mit Snake in den Shadow Moses Komplex geht. Der Einsatz verschiedenster Waffen und Gadgets und die riesige Freiheit im Umgang mit Hindernissen und Gegnern macht das Ganze dann jedoch erst so richtig interessant. So ist es dem Spieler selbst überlassen, ob er einen Wachposten mit einem Schuss ausschalten will und dabei riskiert, den Alarm auszulösen, oder ob er durch ein geschicktes Ablenkungsmanöver dafür sorgen möchte, unbemerkt an der Position hindurchschlüpfen zu können. In den Bosskämpfen gegen die Foxhound-Mitglieder (meist benannt nach ihrer Kampfweise und einem passenden Tier) kommt es dann oft auf Waffengewalt und Geschick im Kampf an, während außerhalb der Konfrontationen eher das Unentdecktbleiben im Vordergrund steht. Hier wird sich munter versteckt und getarnt, Kameras und Wachposten werden umgangen und ausgetrickst und manchmal kann der Möchtegern-Geheimagent vor der Konsole sogar noch etwas lernen: So ist es zum Beispiel auch als Nichtraucher nie verkehrt, die ein oder andere Zigarette im Gepäck zu haben (doch bedenke: Rauchen schadet Ihrer Gesundheit!). Die bereits erwähnten Bosskämpfe setzen neben Kampfgeschick auf verschiedenste Taktiken und vor allem auf Innovation. Während man Revolver Ozelot noch recht einfach besiegen kann (Vorsicht bei den Sprengladungen im Raum ist geboten, ansonsten lässt sich dieser Boss recht einfach niederschießen), wird es bei Psycho Mantis schon sehr abstrakt. Ich denke jeder Gamer sollte mittlerweile von diesem Boss gehört haben, bei dem man nur gewinnen kann, wenn man auf Grund seiner Aussage „die Bewegungen bereits zu kennen, bevor sie umgesetzt werden“ darauf kommt, den Controller in den zweiten Playstationslot zu stecken. Einmalig ist wohl auch Mantis‘ Begeisterung am Vortragen anderer gespeicherter Hideo Kojima Spielstände auf der Memory Karte. Mit eben solchen innovativen und unvergesslichen Charakteren bringt dieses Spiel nicht nur das Genre einen großen Schritt nach vorn, sondern sorgt auch für einen gewissen Mut zur Umsetzung abstrakter Ideen in Videospielen. Dieser abwechslungsreiche Mix aus eben den Bestandteilen Stealth und Action lässt das Spiel nicht langweilig werden und passt hervorragend zum Stil des eisenharten Spezialagenten Snake.
Grafik: 8/10
Neben Tekken 3 ist Metal Gear Solid im Jahr 1998 eines der grafisch überzeugendsten Spiele. Es sieht gut aus, ist nicht zu kantig, stimmt farblich und zeigt Emotionen. Stilmittel wie Realaufnahmen vervollständigen die durchgängig gelungene Grafik und aufwendige Spezialeffekte machen den Titel auch nach der Playstation-Ära noch zu einem gelungenen Spiel, für dessen Grafik sich wirklich niemand schämen muss. Grafische Bugs kommen dabei zwar von Zeit zu Zeit vor, sind jedoch recht spärlich zu finden und behindern das Game nicht ungemein oder ruinieren gar das Spielerlebnis (gelegentliche Schwierigkeiten mit der Kamera sind schon das größte Übel). Metal Gear Solid ist grafisch vielleicht noch nicht perfekt, aber schon sehr nah dran – gerade unter Berücksichtigung der riesigen Spielumgebung und der eindrucksvollen grafischen Effekte.
Fazit:
Ich habe Metal Gear Solid erst im Jahr 2010, also zwölf Jahre nach dem ursprünglichen Release gespielt und war begeistert. Konnte mich das Stealth-Genre bislang eher weniger begeistern (Splinter Cell gefiel mir gar nicht und auch Schleichszenen in anderen Games wie beispielsweise der Jak and Daxter Reihe oder Ocarina of Time nervten mich eher als das ich Begeisterung entwickeln konnte), so zog mich MGS seltsamerweise sofort in seinen Bann. Eigentlich habe ich mich ausschließlich wegen der (nicht zu Unrecht) hoch gelobten Story an dieses Spiel begeben und hatte vorab dank meinen bisherigen Erfahrungen sogar meine Bedenken, ob ich mich durch ein zwei CD großes Stealthgame auf der PS1 „kämpfen“ könnte. Aber MGS ist einfach anders. Es packt den Spieler ab der ersten Sekunde mit der wirklich genialen Storyline und lässt ihn danach nicht mehr los. Das Gameplay ist erschreckend intuitiv gehalten, bietet einen leichten Einstieg und wird in sinnvollen Etappen schwieriger. Die unzähligen Möglichkeiten findet der Spieler dabei nach und nach von ganz allein heraus, selbst als Stealth-Noob wie ich es zu diesem Zeitpunkt definitiv war. Spätestens ab dem Moment, ab dem dann die ersten Kontroversen in der Story auftauchen und man sich fragt, ob man wirklich alles glauben darf, was einem hier aufgetischt wird, ist dann ein Ausderhandlegen des Spiels undenkbar (habe es an einem Stück durchgespielt und kann dieses Verfahren nur empfehlen!). Besonders Gamer des weiblichen Geschlechts dürften darüber hinaus von der unendlichen Männlichkeit des Protagonisten angetan sein: Snake gräbt grundsätzlich alles an, was sich nicht bei drei unter einer Pappkiste versteckt und erzählt abseits der Storyline auch gern Geschichten aus seiner Jugend, in denen er beispielsweise unbewaffnet in einem Minenfeld gekämpft hat. Der Stil, der Held, die Gegner, die Story, das Gameplay: Einfach alles hat Hand und Fuß, wirkt bis ins kleinste Detail durchdacht und führt zu einem unschlagbaren Gesamterlebnis, das ich wirklich nur jedem Spieler empfehlen kann – Stealth-Action Freund oder nicht (danach seid ihr es dann eh).
TL;DNR: Gute Einführung in ein eher unzugängliches Genre, geniale Gameplayelemente, hervorragende Story.