Pokémon Generation 3 Review

Neue Hardware, neue Pokémon Spiele! Auf dem Game Boy Advance ergeben sich einige neue Möglichkeiten für die bereits etablierte Spieleserie. Mehr dazu im dritten Teil des Pokémon Specials!

Titel: Pokémon Editionen Rubin / Saphir / Smaragd
System: Game Boy Advance
Genre: Rollenspiel
Erscheinungsjahr: 2003/2005
Entwickler: Game Freak
Durchgespielt in 10 Stunden Spielzeit

Story: 4/10
Die nun mehr dritte Generation der Pokémonspiele weist nach zwei Anläufen, in denen das Spiel fast ausschließlich auf Gameplay bedacht war, endlich eine sogar für den RPG-Sektor recht solide Story auf. Ein Kind muss in die neue Region Hoenn ziehen, da sein Vater dort zum Arenaleiter auserkoren wurde. Natürlich ist das die perfekte Gelegenheit, auf eine Abenteuerreise in diese neue Welt der Pokémon aufzubrechen! Praktischerweise wohnt der Professor direkt nebenan, sodass mit einem gewohnt schwachen Start-Pokémon die Reise beginnen kann. Unterwegs gibt es dabei natürlich wieder einiges zu erleben und unter anderem auch wieder einen Sideplot, in dem es einer kriminellen Organisation das Handwerk zu legen gilt. Das alte Team Rocket sorgt zwar nicht mehr für Ärger, aber dafür kommt es noch härter, denn eine neue Gefahr macht sich in Hoenn breit. Und hier wird es spannend, denn die neuen Spiele verlaufen nicht wie gewohnt in beiden Editionen gleich. In der Saphir-Edition treibt Team Aqua sein böses Spiel, indem es die Welt unter Wasser setzen will. Zwar sind den Jungs auch noch keine Kiemen gewachsen, aber ihre übertriebene Liebe zu Wasserpokémon lässt selbst Misty am Verstand des Teams zweifeln, das den Lebensraum ihrer liebsten Kreaturen ausdehnen will. Auf der Rubin-Edition sieht die Bedrohung hingegen ganz anders aus, denn Team Magma versucht hier genau das Gegenteil: Sie wollen den Lebensraum für Landpokémon ausdehnen und planen daher mit einer legendären Dürreperiode die Flüsse, Seen und Meere auszutrocknen. Auch bei diesen Vögeln merkt man schnell, dass sie möglicherweise ein mal zu oft die Schädelwumme gegen Geowaz eingesetzt haben. Nichts desto trotz sind die zwei fanatischen Teams natürlich eine ernste Gefahr und müssen von unserem Protagonisten (bzw. dieses mal auch Protagonistin, wenn sich der Spieler anfangs für einen weiblichen Charakter entschieden haben sollte) neutralisiert werden. Nebenbei werden die gewohnten acht Arenen und die Top4 niedergerungen. Alte Welten gibt es nach Abschluss der Story leider nicht zu bereisen. Ziel des Spiels ist es also nach Abschluss der Top4 wie immer für den Professor so viele wie möglich von den mittlerweile 386 Pokémon einzufangen (leider ist es erstmals nicht möglich, sich alle Pokémon zu schnappen). In der fast zwei Jahre später erschienenen Smaragd-Edition gibt es dieses mal den wohl größten storytechnischen Umschwung im Vergleich zu den Vorgängern. Statt sich nur einer der beiden verrückten Organisationen anzunehmen, wird der Held in eine Art „Bandenkrieg“ verwickelt und scheitert mal hier, mal dort daran, die Pläne der Organisationen zu vereiteln. Nur eine neue Legende kann zu guter Letzt doch noch für Frieden sorgen. Neben diesen interessanten Plots gibt es auch wieder einige pokémontypische Sidequests frei nach dem Motto „Bitte hilf mir, kriegst auch ’n Item dafür“ zu erfüllen. Bislang handelt es sich bei der dritten Generation also eindeutig um den storystärksten Vertreter der mittlerweile mehr als etablierten Serie.

Gameplay: 9/10
Zum bewährten Gameplay der Pokémonspiele muss ich in der dritten Generation wohl nicht viel mehr sagen, als dass wieder einmal fast alles beim alten geblieben ist. „Fast“ beutet dabei, das natürlich wieder einige geniale Innovationen das altbekannte Spielgeschehen unterstützen. Ich werde im Folgenden ausschließlich auf die Neuerungen im Vergleich zu Generation 1 und 2 eingehen und verweise Neulinge freundlich an die Reviews zu diesen alten Editionen, um alles über besagtes Gameplay-Erfolgsrezept erfahren zu können. Nun aber zurück zu Rubin und Saphir! Bereits auf den ersten Blick fällt dem erfahrenen Pokémonforscher auf, dass jedes einzelne Pokémon nun über eine spezielle, passive Kraft verfügt (sehr ähnlich der „Pokémon-Power“ aus dem Pokémon Traiding Card Game). Die Startpokémon beispielsweise verbessern mit ihrer passiven Fähigkeit die Angriffskraft ihrer zugehörigen Elementarattacken. Andere Pokémon können sich vor speziellen Angriffen schützen (Nebulak), dem Gegner bei Treffern gewisse Statusveränderungen zufügen (Paras) oder sogar Items finden, die dem Spieler glatt entgangen wären (Zigzachs). Neben diesem neuen Feature gibt es außerdem eine neue Art der Kämpfe: In sogenannten Double Battles heißt es nun auch bei Pokémon endlich „2on2“, denn bei diesen Duellen stehen sich vier Pocket Monsters im Kampf gegenüber. Prinzipiell ist dabei zwar nur die Tatsache neu, dass der Spieler zwei Pokémon befehligt anstelle von einem, der Mix aus mehr elementartypen und das Arsenal aus acht statt nur vier Attacken pro Seite macht diese speziellen Kämpfe aber dennoch zu einer aus meiner Sicht deutlich taktischeren und spannenderen Alternative zu den normalen Duellen. Wem das ewige Gekämpfe manchmal zum Halse heraushängt, dem dürften die neuen Pokémon-Wettbewerbe gefallen, in denen die Angriffe nicht gegen Gegner gerichtet werden, sondern eine Jury überzeugen müssen. Auf diesem Weg lassen sich Schleifen gewinnen, die quasi ein pazifistisches Äquivalent zu den gefragten Orden darstellen sollen. Die Teilnahme an Wettbewerben ist allerdings reiner Bonuscontent und nicht storyrelevant oder notwendig, um das Spiel abzuschließen. In der Smaragd-Edition wartet wieder einmal eine besondere Überraschung auf den erfolgreichen Pokéchamp: Jeder Arenaleiter kann ein zweites mal herausgefordert werden, dieses mal mit deutlich stärkeren Pokémon. Ist dieses Unterfangen erfolgreich beendet, heißt es aber auch hier wieder trainieren und fangen, denn das Team muss perfektioniert werden und alle Pocket Monstern müssen im Pokédex verzeichnet werden. Dazu muss unter Anderem wieder einmal mit den andersfarbigen Editionen der Generation, aber auch mit dem Remake der ersten Generation getauscht werden. Wie zuvor gibt es spezielle Pokémon, die sich nur durch Nachzucht ergattern lassen und solche, die sich durch die wundervolle Magie der Liebe entwickeln (das nervende ADS-Vieh auf den ersten Platz des Teams setzen und bei Beginn des Kampfes schnell auswechseln reicht aber vollkommen aus um dem Störenfried das Gefühl zu verleihen, gemocht zu werden). Auch wenn nicht alle altbekannten Gesichter mit von der Partie sind heißt es also wieder „Gotta Catch’em All“ und „I wanna be the very best“.

Grafik: 5/10
Grafisch ist das Urteil eine ganz einfache Kiste: Es wäre deutlich mehr aus dem Advance zu kitzeln gewesen, aber die Optik sollte im gewohnten Stil und ohne viel Veränderung von den alten Spielen übernommen werden. So sieht zwar wieder einmal alles etwas ordentlicher und besser aufgelöst aus, geht aber bei weitem nicht ans Limit der Hardware. Weil der Grafikstil aber so hervorragend zum Spiel passt und sich alte Spieler direkt wieder zu Hause fühlen, gibt es dennoch fünf durchschnittliche Punkte in Sachen Grafik. Es geht zwar sicherlich hochwertiger, aber was passt, das passt. So einfach ist das eben manchmal.

Fazit:
Pokémon ist zurück, und das genau so, wie wir es kennen und lieben. Die Neuerungen, speziell die Double Battles, fügen sich wieder einmal perfekt in das altbekannte Gameplay ein und setzten der Spielmechanik der Vorgängerversion gewissermaßen einfach eine Sahnehaube auf. Die Story der dritten Generation sorgt dabei dafür, dass das Durchspielen dieses Mal um Einiges interessanter ist als bei den Vorgängern. Grafisch wird dem Spieler dabei leider nur die aufgewärmte Version des Vorgängers präsentiert, auch wenn der Game Boy Advance deutlich mehr hergeben kann. Dafür fühlt sich der Spieler im Gegenzug aber sofort heimisch, denn lediglich die Gesamtqualität der Texturen und Sprites wurde etwas hochgeschraubt, am Stil hat sich nichts verändert. Wenn man also vom Fakt absieht, dass Game Freak bewusst keine Topgrafik liefert, kann man die neuen Pokémoneditionen als hervorragende Generation bezeichnen, in denen besonders das Spielen der Storyline und der Kampf mit befreundeten Trainern mehr Spaß macht als je zuvor. Die Double Battles, die sich sogar im Vierspieler-Link spielen lassen, bringen neue Farbe in die nach zwei Generationen möglicherweise etwas trist gewordene Duelllandschaft und spezielle Passivkräfte, sowie wieder einmal neue Attacken und tragbare Items sorgen dafür, dass so manches altes Erfolgsteam noch einmal überdacht werden muss. Sammelverrückte Pokémaniacs schauen leider angesichts der fehlenden Pokémon ein wenig in die Röhre, aber für PvP-Spieler regirockt diese Generation mehr als jede andere zuvor. Die Smaragdedition ist dank ihrer erhöhten Anzahl an Double Battles und der Chance, jeden Arenaleiter doppelt zu besiegen, sogar mein persönliches Lieblingsspiel unter den Pokémon-Editionen.

TL;DNR: Spielenswert vor Allem durch neue Features in Gameplay und Monsterzucht.