Second Sight Review

Wieder eines dieser höllisch unterschätzten Spiele. Second Sight ist ein geniales Psychothriller-Game, das man sich nicht entgehen lassen darf!

secondsightfront

Titel: Second Sight
System: PlayStation 2
Genre: Action Adventure
Erscheinungsjahr: 2004
Entwickler: Free Radical Design
Durchgespielt in 10 Stunden Spielzeit

Story: 10/10
Mit Second Sight haben sich die TimeSplitters-Schöpfer Free Radical einen atemberaubenden Trip in die Welt der Paranormalität ausgedacht. Der Spieler schlüpft in die Rolle des John Vattic, der zu Beginn des Spiels in einer Art Krankenhaus aufwacht und sein Gedächtnis verloren hat. Er stellt jedoch fest, dass er über einige unerklärliche psychische Fähigkeiten verfügt, beispielsweise Telekinese. So kann er schnell aus dem suspekten Krankenhaus entkommen. Vattic erinnert sich währenddessen frequentiell an seine Vergangenheit, in der er in einem Spezialagententeam eingesetzt war um den verrückten Wissenschaftler Grienko zu stoppen, der grausame Experimente an Kindern durchführte. Abwechselnd zeigt die Geschichte also Episoden aus Vattics Erlebnissen mit dem Spezialagententeam und den Geschehnissen danach, die sich nach feinster „Butterfly Effect“-Manier den Entscheidungen und Ereignissen der Vergangenheit entsprechend anpassen. Beispielsweise können so in der Krankenhausakte als „verstorben“ getitelte Teammitglieder während eines Abschnitts in der Vergangenheit gerettet werden und leben so nach Rückkehr in die Gegenwart wieder. Mehr sage ich hier zum Punkt Story nicht, denn diese wartet mit extrem überraschenden Wendungen und einem unbeschreiblichen Finale auf den Spieler. Von der ersten bis zur letzten Sekunde ein fesselndes Erlebnis, von dem sich viele Filme des Genres Psycho-Thriller in Puncto Logik, Spannung, Erzählweise und Wendungen noch einiges abschauen können!

Gameplay: 8/10
Gameplaytechnisch gibt sich Second Sight als ein Action Adventure aus, entpuppt sich aber schnell als bunter Mix aus knallharten Actionsequenzen, Stealth-Passagen und Rätselknacken mit den übersinnlichen Fähigkeiten des Protagonisten. Der Genremix macht Spaß und sorgt dafür, dass das Spiel auch beim zweiten Durchspielen nicht ausgelutscht wirkt. Besonders die paranormalen Fähigkeiten des Hauptcharakters John Vattic ermöglichen es dem Spieler dabei, das Gameplay relativ frei zu gestalten. Speziell im Umgang mit Gegnern ist dem Spieler oft die Entscheidungsfreiheit gelassen, wobei das Umschleichen von Wachen meist in deutlich weniger Schwierigkeiten endet, als ein harter Frontalangriff. Vattic hat zahlreiche Psycho-Tricks in Petto – Wer sie nicht benutzt, ist selbst schuld. Ein besonderes Gimmick, das hier kurz erwähnt sei, ist außerdem die Benutzung von Computern: Sobald sich der Hauptcharakter in diesem PS2-Spiel in einen PC einloggt, wird dieser quasi emuliert und der Spieler hat per Mauszeiger Zugriff auf E-Mails, Programme und Bilder auf dem sehr an Windows orientierten Betriebssystems. Neben einigen weiteren innovativen Ideen unterstützt dieses häufig auftretende Stilmittel das ohnehin gelungene Gameplay, sodass man Second Sight auf spielerischer Ebene als deutlich überdurchschnittlichen Actiontitel mit Genreeinflüssen aus Adventure, Stealth und Puzzle-Solving einstufen muss.

Grafik: 7/10
Grafisch findet sich kaum ein direkter Vergleich zu Second Sight’s zugegeben recht seltsamer Cel-Shaded Grafik. Selten habe ich ein Spiel dieser Grafikfamilie gespielt, das mit so viel Liebe gemacht wurde. Die Charaktermodels sind wahnsinnig detailliert und verfügen über eine untypisch ausgereifte Mimik, die Umgebung sieht düster und stimmig aus und im Ganzen betrachtet entwickelt das Spiel bereits nach kürzester Zeit eine irrsinnig ausgefeilte Atmosphäre. Ich bin wahrlich kein Freund der Cel-Shaded Animation, aber in diesem Fall sollte man sein Urteil nicht fällen, bevor man Second Sight eine Chance gegeben hat. Nach Spätestens zehn Minuten wird jedem klar sein, dass dieses Spiel in Sachen Grafik ein Unikat ist und nachhaltig beweist, dass der zumeist kindlich wirkende Grafikstil durchaus erfolgreich für ein ernstes, düsteres und bedrohliches Ambiente eingesetzt werden kann.

Fazit:
Ich persönlich kann dieses gute Stück nur jedem ans Herz legen, der auf geniale Stories in Videospielen steht und darüber hinaus auch innovativem und interessantem Gameplay nicht abgewandt ist. Die Grafik passt erstaunlich gut zur Atmosphäre und sorgt so für einen unvergesslichen Gesamteindruck. Darüber hinaus macht Second Sight einfach höllisch Spaß, auch bei mehrfachem Durchspielen. Da ich kein Bewertungskriterium „Sound“ oder etwas derartiges habe, möchte ich hier außerdem noch in einem kurzen Atemzug den wunderbaren Soundtrack loben, der jedes der Level ideal untermalt. Unter dem Strich ergibt sich also einfach ein in allen Bereichen gelungenes Pyscho-Action-Adventure-Game, das noch heute seines gleichen sucht.

TL;DNR: Freunde von Mitdenkspielen kommen um Second Sight nicht herum.