Valkyria Chronicles Review

Valkyria Chronicles ist ein echter Geheimtipp für Japano- und Strategie-Fans. Es mutet fast an, wie ein spielbarer Anime und besticht dabei durch innovatives Gameplay.

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Titel: Valkyria Chronicles
System: PlayStation 3
Genre: Taktisches Rollenspiel
Erscheinungsjahr: 2008
Entwickler: SEGA
Durchgespielt in 24 Stunden Spielzeit

Story: 8/10
Im fiktiven Europa des Jahres 1935 gibt es zwei Großmächte, die sich das Land und die begehrten Ressourcen, allen voran das multifunktionale Erz Ragnite, teilen. Dabei hat das östliche Imperium recht karge Ragnite-Vorkommnisse vorzuweisen, sodass sich diese Fraktion in die Produktion eines überlegenen Militärs verrannt hat. Zu Beginn des Spiels fallen die imperialen Truppen also kurzerhand in die freien, westlichen Staaten ein, die lediglich durch einige lockere Bündnisse ihre Partnerschaften arrangiert haben. Auch das neutrale Gallia, Heimatstadt unserer Protagonisten Welkin und Alicia, fällt einem imperialen Angriff zum Opfer. Der pazifistisch angehauchte Welkin, Sohn einer Militärlegende, tritt angesichts des sicheren Todes schnell in die Fußstapfen seines Vaters und weist mit militärischer Tücke die Eindringlinge in ihre Schranken. Nach diesem überraschenden Erfolg wird er zum Kommandanten eines kleinen Stoßtrupps ernannt, der sich weiter und weiter in die Machenschaften des Imperiums einmischen muss. So kommen die Charaktere allerlei Geheimnissen um die altertümliche Kultur der Valkyrier, Superwaffen aus Ragnite und das rassistische Denken gegenüber dem Volk der Darksen auf die Sprünge. Dabei wartet Valkyria Chronicles an jeder Ecke mit interessanten Charakterentwicklungen und Plottwists auf den Spieler. Die Geschichte fesselt von Anfang an und immer wieder wird klar: Die Vergangenheit wird von den Siegern geschrieben!

Gameplay: 7/10
Weg vom Schachbrett-Gameplay! So oder ähnlich lässt sich der Unterschied zwischen SEGAs tactical RPG im Vergleich zu Szenevorreitern wie Final Fantasy Tactics oder Advance Wars wohl am besten beschreiben. Während das Genre bislang vor allem durch taktisches Platzieren der Figuren auf einem gerasterten Spielfeld bekannt war, weicht Valkyria Chronicles von diesem Grundprinzip ab und lässt den Spieler seine Figuren in third person Ansicht durch die Maps laufen, während er eigenhändig zielen und schießen muss. Dabei muss stets auf Deckung, Hindernisse wie Tretminen oder Sprengfallen und natürlich Gegnerische Truppen geachtet werden. Zwar ist das Gameplay gewohnt rundenbasiert, aber innovativer Weise reagieren nicht gespielte Charaktere auf den jeweiligen Zug, indem zum Beispiel Freunde in speziellen Situationen Sperrfeuer geben oder Feinde gezielt auf die aktive Figur schießen, wenn sie diese erblicken. So kommt noch eine ordentliche Kelle Taktik zum altbewährten Gameplay dazu! Wer nicht aufpasst, verschenkt unter Umständen einen Zug oder verliert sogar einen der wertvollen Charaktere. Während das bei den Protagonisten unweigerlich zum erneuten Spielen der Mission führt, sterben Nebencharaktere tatsächlich und müssen durch unerfahrene Frontneulinge ausgetauscht werden. Die gefallenen Kameraden können nurnoch zwischen den Levels auf dem Friedhof besucht werden. Zwischen den Missionen kann in der Nähe dieses Friedhofs übrigens auch getecht werden. Jede Einheit kann einzeln verbessert werden, aber auch Klassen können auf neue Boni trainiert werden, was sich zumeist deutlich mehr lohnt. Auch wenn die Klassen wie Späher, Kämpfer oder Scharfschütze recht wenig zu einer festen Aufstellung verpflichten und dem Spieler taktische Freiheit lassen, braucht man ab und an einen Vertreter der Klasse um einige Level abzuschließen, sodass sich ein Training aller Klassen früher oder später immer auszahlt. Während es leider extrem wenige Möglichkeiten gibt, seine Soldaten zu spezialisieren und zu individualisieren, macht das Spielgeschehen mit seiner perfekten Integration des Faktors Action in das Genre der taktischen Rollenspiele einfach höllisch Spaß, sodass der Titel eine solide sieben im Bereich Gameplay bekommt. Mehr Personalisierungen und vielleicht ein Paar weitere Klassen oder zumindest eine Art „Skilltree“ hätten das Spiel noch weiter nach oben geschickt. Alten Hasen in Taktischen Rollenspielen fehlen diese Feinheiten im späteren Spielverlauf einfach.

Grafik: 9/10
Der Crossover-Stil aus japanischer Anime-Optik und europäischem Umfeld sieht einfach gut aus und fesselt vom ersten Moment an. Dabei spielt der innovative, überzeichnete Grafikstil natürlich eine wichtige Rolle. Da Valkyria Chronicles erstaunlicherweise extrem flüssig läuft und dabei aussieht, wie ein gespielter Anime, wird der Spieler durch die wunderschöne Grafik optisch verwöhnt. Das wichtigste Stilmittel ist dabei wohl der am Spielfeldrand auftretende Grafikeffekt, der den Rand des Spielgeschehens wie mit einem Bleistift von Hand gezeichnet wirken lässt. Dadurch erhält das Geschehen noch mehr den Effekt, als würde der Spieler in alten Überlieferungen stöbern und eine längst vergangene Epoche nachspielen. SEGA hält sich an das Motto „form follows function“ und verstärkt den ohnehin schon wunderbaren Hintergrund des Spiels durch eine Optik, die mehr als Perfekt zu Story und Setting passt. In Valkyria Chronicles kann man sich verlieren.

Fazit:
Mit einer interessanten Hintergrundgeschichte führt uns SEGA in den taktischen Krieg um das wertvolle Ragnite Erz. Dabei treibt vor allem die geniale Charakterentwicklung den Spieler an, eine Schlacht nach der Anderen für Gallia zu schlagen. Valkyria Chronicles sagt sich dabei vom Stil klassischer Genregiganten los und bringt eine gute Portion Innovation mit sich. Unterm Strich zeichnet sich das neue Gameplay vor Allem durch mehr Action als in bisherigen TRPGs aus, ohne dabei das Maß an notwendigem taktischen Vorgehen zu senken. Im Gegenteil: Jeder Zug will bedacht sein, denn schnell ist ein Kämpfer in einen Hinterhalt geraten und erwartet so den sicheren Tod, von dem es keine Wiederkehr gibt! Unterstrichen wird das Geschehen dabei durch den einmaligen Stil aus handgezeichnet anmutenden Stilmitteln und wunderhübscher Anime-Grafik, die sich unglaublich flüssig spielt. Für Fans des alten Genres, die sich bei Neuerungen nicht sofort verkrampft an ihren Sakrileg aus Tactics Ogre und Panzer General ketten, ist Valkyria Chronicles garantiert eine Erfahrung Wert!

TL;DNR: Fabelhafte Mischung aus Real Time und Turn Based Kampf, untermalt von wundervollem Manga-Style.