Final Fantasy 12 Review
Mit dem zwöflten Teil entwickelt sich Final Fantasy in eine unschöne Richtung. Um nur eine der von Fans sehr kritisch angenommenen Neuerungen zu nennen: AFK im Bosskampf…
Titel: Final Fantasy 12
System: PlayStation 2
Genre: Rollenspiel
Erscheinungsjahr: 2007
Entwickler: Square Enix
Durchgespielt in 44 Stunden Spielzeit
Story: 9/10
Ein geradezu ewigwährender Krieg zerrüttet Ivalice, die Welt von Final Fantasy 12, die dem FF-Vetaranen bereits aus Final Fantasy Tactics bekannt sein dürfte. Das kleine Königreich Dalmasca ist inmitten des Konflikts zweier riesiger Fraktionen gefangen und wird direkt zu Anfang des Spiels vom „bösen“ Imperium von Archadia besetzt. Somit liegt der Hauptkonflikt nun zwischen dem archadischen Imperium und der Streitmacht von Rozaria. Doch natürlich startet die Geschichte für den Spieler ersteinmal genretypisch mit einem jungen Abenteurer. Vaan, der einmal ein Luftschiffkapitän werden will, schlägt sich in der ersten halben Stunde nach den einleitenden Videosequenzen durch den üblichen Alltag in der orientalischen Wüstenstadt Rabanastre, in der nicht erst seit der Besetzung einiges drunter und drüber zu gehen scheint. Während eines Einbruchs gelangt er an die Luftpiraten Balthier und Fran und kurze Zeit später auch an die Prinzessin von Dalmasca, die offiziell Selbstmord begangen haben soll. Die Verschwörungen werden immer wilder, als die bunt zusammengewürfelte Truppe einen vermeintlichen Kriegsverbrecher rettet und Vaans Freundin entführt wird. Immer weiter geraten die Charaktere so in den Widerstand und bekämpfen schließlich gemeinsam mal mehr, mal weniger offensiv das Imperium von Archadia und erfahren dabei neue Zusammenhänge, die die Story wieder und wieder an Wendepunkte führen und den Spieler im Unklaren über die Wahrheit hinter all den Verschwörungen lassen. Bis zur letzten Sekunde wartet das Spiel immer wieder mit unvorhergesehenen Wendungen auf und ist so auf storyseiten ein würdiger Nachfolger der vorherigen Final Fantasy Spiele.
Gameplay: 6/10
In seinem Gameplay unterscheidet sich Final Fantasy 12 stark von seinen Vorgängern – Und kann so echte Fans der Serie schnell vergraulen. Als erstes fällt das weiterentwickelte Active Time Battle Prinzip auf. In Final Fantasy 12 ist von Active Dimension Battle die Rede: Ein Kampfsystem, in dem die Charaktere die Gegner bereits auf der Map umherwandern sehen und diese direkt angreifen können (ähnlich wie in geläufigen MMORPGs). Die Charaktere können dann entweder wie üblich mit Befehlen belegt werden, wenn ihre Aktionsleiste gefüllt ist, oder aber der Spieler stellt vorher das „Gambit-System“ an. Das Gambit-System ermöglicht es, jedem Charaktere ein KI-Verhalten anzuprogrammieren. „Ist ein Verbündeter schwach, benutze Vitra, ansonsten versuche den Gegner erblinden zu lassen und greife dann an“ wäre zum Beispiele eine gebräuchliche Gambit-Einstellung. So muss der Spieler im Endeffekt nur sehr selten in Kämpfe eingreifen, der Computer steuert quasi die Begegnungen von alleine. Außerdem können im Kampf sowohl Charaktere als auch Kamera frei bewegt werden. So kann der Spieler den Schaden von Umfeldsattacken reduzieren und einzelne Charaktere aus der Bedrängnis ziehen. Sind die Kämpfe gewonnen, gibt es darüber hinaus keine Gil mehr zu ergattern, sondern X-beliebigen Schrott, den der Gegner gerade so dabei hatte. Die alten Pelze und zerbrochenen Zähne beispielweise kann der Spieler dann am Basar verkaufen und so letzten Endes doch an die bewährten Gil gelangen, mit denen er sich neue Zauber und Specialmoves kaufen muss. Das Lernsystem basiert nämlich auf sogenannten Lizenzen. Nach Kämpfen bekommen die Charaktere Lizenzpunkte, mit denen sie auf einem Brett (ähnlich dem Sphärobrett in Final Fantasy 10) beliebig bewegt und geskillt werden können. So entscheidet der Spieler wieder einmal selbst, welcher Charakter sich in welche Richtung entwickeln soll. Die erworbenen Lizenzen erlauben den Charakteren dann zum Beispiel den Zauber „Feuer“ einzusetzten, sobald der Spieler das Wissen über diesen Zauber für Gil eingekauft hat. Lange Rede kurzer Sinn: Zauber werden wie ein unverbrauchbares Item gekauft und jeder Charakter mit passender Lizenz kann ihn einsetzen, ebenso verläuft das Prinzip auch bei Rüstung, Waffen, Bestia-Beschwörungen (auch die beschwörbaren Monster sind in FF12 wieder mit von der Partie, auch wenn leider nur wenige alte Bekannte dabei sind) und Specialmoves, bis hin zu den stärksten Attacken im Spiel. Die stärksten Moves kosten einen Charakter immer 100 Prozent seines Manas, richten dafür aber extremen Schaden an und lassen sich mit etwas Glück sogar mit Specialmoves anderer Charaktere kombinieren. Hier spielt der Zocker allerdings mit dem Feuer, denn ohne Mana kann die Gruppe schwer geheilt werden und auch andere Spezialbefehle fallen vorerst weg. Die Spiel- und Kampfmechanik ist also Alles in Allem durchaus innovativ und durchdacht, jedoch für mich persönlich kein Vergleich zu einem guten alten RPG-Gameplay wie man es aus älteren Teilen der Serie kennt. Erschwerend kommt noch der Fakt hinzu, dass man an einigen Stellen des Spiels auf Chocobos als direkte Gegner trifft. Diese putzigen Reittiere waren immer die Freunde des Final Fantasy Spielers, wer kam plötzlich bei Teil 12 auf die Idee diese Tiere als Monster einzubauen?? Wenigstens die Namen der Standardbestia tauchen als nettes Easteregg auf: Als Namen für große Luftschiffe und fliegende Festungen. So fühlt man sich ein wenig an alte Teile erinnert. Eine neue Art Mogry (siehe Final Fantasy 9) wurde ebenfalls eingesetzt, erinnert aber kaum mehr an die knuffigen Mogrys, bei denen früher gespeichert wurde. Alles in allem kann man also festhalten, dass Final Fantasy 12 mit vielen guten alten Bräuchen kurzen Prozess gemacht hat, dafür aber ein recht ordentliches, innovatives Gameplay im Bereich Rollenspiele liefert. Wem’s gefällt … von mir gibt es jedenfalls „nur“ sechs Punkte, da es einfach nicht das ist, was ich von einem Final Fantasy Spiel erwartet habe.
Grafik: 9/10
Definitiv kitzelt die Grafik dieses Rollenspiels schon einiges aus der guten alten PlayStation 2 heraus. Vor allem Gambit-Specialmoves reißen den Spieler dabei teilweise wirklich vom Hocker. Der Wechsel zwischen normaler Bewegung und Kampfgeschehen läuft flüssig und die Animationen gerade im Kampfgeschehen können sich wirklich sehen lassen. Noch dazu lässt sich die Grafik zum ersten mal in einem Final Fantasy Teil komplett frei bewegen, sodass die gesamte Umgebung erforscht werden kann. Die Zwischensequenzen sind filmreif und überzeugen mit hochauflösender Animation, während auch die zahlreichen gerenderten Szenen grafisch sehr schön umgesetzt sind. Einziger Kritikpunkt in Puncto Grafik: Teilweise wirken vor Allem die Frisuren der einzelnen Charaktere ziemlich schmierig und aalglatt, besonders mit schimmernden Lichteffekten. Ansonsten bleibt aber wirklich kein Wunsch offen – Final Fantasy 12 ist definitiv ein grafisches Highlight der PlayStation 2 und schafft eine immer wieder geniale Atmosphäre, die ideal zu den einzelnen Spielabschnitten passt.
Fazit:
Final Fantasy 12 bricht leider mit vielen alten Traditionen der Serie. Vor allem das neue Kampfsystem stieß mir persönlich anfangs wirklich bitter auf. Man gewöhnt sich zwar doch recht schnell daran, aber die Gambits erledigen eigentlich circa 90% der Arbeit, sodass man in Kämpfen nur sehr selten wirklich eingreifen muss. Dadurch wird das trainieren sehr langweilig und leider ist für einige Bosse im Spiel (Mandragoraprinz & Zwiebelkönigin, Ahriman) ein extrem hohes Maß an Training notwendig, gerade im Vergleich zu den Trashmobs in den Levels vor dem jeweiligen Boss Encounter. So hat Final Fantasy 12 zwischen der interessanten Handlung gerade durch selbst für JRPG-Verhältnisse monotones Training seine Längen. Lernsystem und Gil-Neuerungen bringen aber auf jeden Fall Motivation mit und gleichen das Ganze so etwas aus. Die Story wird nach und nach immer besser und hat zahlreiche gute Wendungen parat. Auch auf grafischer Seite kann man kaum motzen, denn die Darstellung von Setting und Charakteren bringt eine überzeugende Atmosphäre ins Spiel, die den Spieler mit in die Welt von Ivalice reißt. Massig Secrets (Spezialbosse, Ultimawaffen, geheime Beschwörungen u.v.m.) garantieren außerdem auch nach vollendeter Story reichlich Spielspaß. Alles in Allem komme ich zu dem Fazit, dass es sich bei Final Fantasy 12 um ein wirklich gutes Rollenspiel handelt, dass den Namen Final Fantasy vielleicht dennoch zu unrecht trägt. Ein neuer Teil der Serie lässt den Fan von einer gewissen Art Rollenspiel ausgehen, die der zwölfte Teil der Erfolgsreihe schlichtweg nicht mehr ist. FF12 ist actiongeladener als seine Vorgänger und speziell vom Kampfsystem her nicht mehr mit den älteren Teilen der Serie zu vergleichen. Dennoch kann man das Spiel voll und ganz als gutes RPG betiteln, man darf nur nicht enttäuscht sein, wenn zwar Final Fantasy drauf steht, aber nicht Final Fantasy drin ist.
TL;DNR: Kein „echtes“ Final Fantasy, dennoch kein schlechtes RPG.