Mission: Impossible – Operation Surma Review
Ethan und Luther, das Dream Team aus den berühmten Mission: Impossible Filmen ist als Videospiel-Gespann zurück. Ob das auch ohne die Visage von unserem Lieblingsscientologen funktioniert? Die Antwort gibt es in Form eines Reviews.
Titel: Mission: Impossible – Operation Surma
System: PlayStation 2
Genre: Stealth Game
Erscheinungsjahr: 2003
Entwickler: Atari
Durchgespielt in 8 Stunden Spielzeit
Story: 7/10
Ethan Hawke ist wieder mal voll in Action – selbst ohne die Visage des charakteristischen Tom Cruise, der sich für dieses Spiel wohl zu schade war. Der coole Agent, nunmehr bekannt aus zwei abendfüllenden Blockbustern, stellt sich in diesem SpinOff in Form eines Stealth Games wieder einmal denen, mit denen es sonst keiner aufnehmen kann: Eine Hackerbande hat den mächtigen Virus „Ice Worm“ erschaffen und bringt mit diesem kleinen aber gemeinen Stück Quellcode so langsam aber sicher recht kritische Datenbestände in ihren Besitz: Codes für Nuklearwaffen, Datenbanken verschiedener Regierungen und auch die virtuelle Infrastruktur des eigenen Geheimdienstes bleibt nicht verschont. Die Spur führt Ethan und sein IMF-Team (kurz für „Impossible Mission Force“), in dessen Besatzung vor allem das Computergenie Luther immer wieder positiv hervorsticht, zur „Surma Organization“. Der Spieler darf sich hier angekommen erstmal umsehen (sehen, nicht gesehen werden) und sich die Authentizität der Informationen bestätigen lassen. Ist dies geschehen, treibt die Spur unseren Drahtseilakrobaten schnell in die eigenen Reihen und die Suche nach dem Maulwurf kann beginnen. Über mal mehr, mal weniger storyrelevante Charaktere entwickelt sich die Story dabei zwischen den Levels in einem sehr angenehmen Tempo, denn der Spieler wird nicht zu schnell mit Fakten, Plottwists und Überraschungen gefüttert, sondern erlebt die Geschichte in einem angemessenen Tempo, das genau den richtigen Mix aus Spannung und Auflösung findet. So verliert man beim Spielen nicht den Flair eines Stealth Games aus den Augen und ist in jedem Abschnitt des Spiels erneut gespannt, wie sich die Story entwickeln wird. Nach Genuss des gesamten Spiels bleiben keine Lücken im Geschehen zurück und der Spieler kann auf ein actionhaltiges Spionagespiel ganz im Stil der Filmvorbilder zurückblicken. Dabei ist im Stealth Genre was Stories angeht vielleicht mehr drin, vielleicht liegt die Messlatte durch großnamige Konkurrenz aber auch einfach zu hoch und wir sind in diesem Nischenbereich einfach verwöhnt. Mission: Impossible ist jedenfalls auch bei hartem Konkurrenzdruck seine sieben Punkte Wert und liefert einen interessanten Agententhriller in Videospielform.
Gameplay: 6/10
Opertaion Surma spielt sich wie ein klassisches third Person Adventure, gepaart mit den wichtigsten Elementen der Kategorien Stealth und Action. So ist taktisches Herumgeschleiche ebenso an der Tagesordnung wie deftige Schießereien, der Einsatz von interessanten technischen Gadgets und natürlich die für Mission: Impossible typische Akrobatik. Hier bewegt sich das Spiel also sehr nah an den filmischen Vorgängern, sodass sich Fans schnell heimisch fühlen und auch diejenigen unter uns, die die Filme noch nicht mitsprechen können, sofort merken, aus welcher Richtung der Wind bläst. Dabei zeigen sich aber Leider auch früh die Löcher im Segel, die das endgültige Durchstarten der IMF auf der Playstation 2 verhindern. Besonders ins Auge sticht die katastrophale Kameraführung, die es Ethan nur selten ermöglicht, die wichtigen Dinge im Blickfeld zu behalten – sei es nun beim Schleichen oder im Kampf. Andauernd blockt und buggt sich die Sicht an Wänden fest oder lässt sich gar nicht erst in sinnvolle Positionen fahren. Gerade beim maneuvrieren der ferngesteuerten Minihubschrauber kann das schon mal zu Ausrastern führen, denn diese kleinen Gesellen halten nicht viel mehr als eine Berührung mit den eng abgemessenen Wänden aus. Das Stichwort Kampf führt mich zum zweiten großen Kritikpunkt am Stealth Game: Ethan kann sich mit seiner Ausrüstung und Nahkampfausbildung eigentlich von vorne bis hinten seinen Weg durch sämtliche Schleicheinlagen des Spiels boxen. Wird er entdeckt oder gar ein Alarm ausgelöst, versteckt sich der Spieler schlicht kurze Zeit oder mordet einfach munter weiter, bis das Ende des Levels erreicht ist. Die künstliche Intelligenz übersteigt dabei leider selten den intellektuellen Wert eines Fernsehabends auf RTL. Hier ist eindeutig das Potential des Stealth Genres verschenkt worden! Nur wenn sich der Spieler darauf einlässt, kann das Spiel seinen vollen Reiz entfalten. Andernfalls verkommt Operation Surma schnell zu einer stumpfen Ballerorgie, die mit einem guten, alten, durchdachten Agententhriller wohl noch so viel zu tun hat wie Action-Bond Daniel Craig. Bei all der Kritik darf man aber die positiven Aspekte des Spiels nicht aus den Augen verlieren! Besonders die Akrobatikeinlagen bieten nicht nur Abwechslung, sondern echte Innovation. Gepaart mit anderen Gadgets ergibt sich augenblicklich echtes Agentenambiente, wenn unser gummibespannter Protagonist mit Infrarotsicht an Drahtseilen baumelnd nach Kameras sucht, die er mit der Hack-Drone für Luther umpolen kann. Gameplaytechnisch betrachtet ist Mission: Impossible also auf jeden Fall gut zu spielen, auch wenn zeitweise lästige Dauergäste auf der „Worst Things A Game Could Do Wrong“-Liste wie grausame Kamera oder stumpfe KI den Spielspaß stark beeinträchtigen können.
Grafik: 7/10
Grafisch ist die unmögliche Mission zu ihrer eigenen Rettung zum Glück in der Lage eine wirklich überzeugende und fesselnde Atmosphäre aufzubauen, selbst wenn die tatsächliche grafische Leistung des Spiels angesichts von 2003 erschienenen Titeln wie „Final Fantasy X-2“ oder „Prince of Persia: The Sands of Time“ eindeutig nichts Bahnbrechendes mehr ist. Dennoch passt einfach das stimmige Gesamtbild der Operation Surma hervorragend zum Spielgeschehen und baut nicht nur ein erstklassiges Ambiente auf, sondern unterstreicht auch die Stimmung der einzelnen Levels hervorragend. Egal ob Wüstenfort, Rechenzentrum oder Luxus-Flugzeug, die Umgebungen wirken authentisch und verstärken so das Spielerlebnis. Allein durch diesen brilliant abgestimmten Stil erhält das Spiel von mir großzügige sieben Punkte im Bereich Grafik, selbst wenn rein qualitativ gesehen weniger zu vergeben gewesen wäre. Auflösung und Texturen sind eben nicht alles, was eine gelungene Grafik ausmacht.
Fazit:
In einem Genre, das durch Giganten wie „Metal Gear Solid“ und „Splinter Cell“ bestimmt ist, liefert Atari mit Mission: Impossible – Operation Surma ein gutes Spionage-Game mit Abwechslung, Charme, altbekannten Charakteren und einer gelungenen Storyline, die es sich bis zum Ende zu erleben lohnt. Sicherlich ist Operation Surma kein zweites Metal Gear Solid, aber das sollte man auch nicht erwarten. Es kann eben nicht jedes Spiel in diesem Bereich den alt eingesessenen Genregiganten ebenbürtig sein (diese Spiele sind ja auch nicht umsonst so groß geworden). Wie schon beschrieben muss man sich zwar auf den Geheimagententeil des Spiels einlassen wollen, um es nicht zum Actionfeuerwerk werden zu lassen, aber soweit sich der Spieler dieser Art der Spielmechanik hingibt, bekommt er geboten, wonach er wahrscheinlich beim Kauf des Titels gesucht hat. Operation Surma überzeugt mit guter Story, mäßigem Gameplay und überraschend stimmiger Grafik bei zugegeben nicht ganz zeitgerechter Qualität. Wer auch abseits der Topseller gern im Genre unterwegs ist, der wird sich mit diesem Titel sicher schnell anfreunden.
TL;DNR: Stealth Action mit netter Story, wenig Wiedererkennungswert des Mission: Impossible Universums.