Star Wing Review

Der SNES bringt nicht genug Grafikleistung? Kein Problem für Miyamoto-San! Im Star Fox Review lernt ihr nicht nur, wie man damals Chiptuning betrieb, sondern auch, wie eine gewisse Portion Realitätsverlust oft zu den besten Spielideen führt.

starwingfront

Titel: Star Wing / Star Fox
System: Super Nintendo Entertainment System
Genre: Combat Flight Simulator
Erscheinungsjahr: 1993
Entwickler: Nintendo
Durchgespielt in 2 Stunden Spielzeit

Story: 4/10
Positiv auffällig ist am Actiontitel Starwing vor allem die Hintergrundgeschichte, die um das Team des Piloten Fox McCloud erdacht wurde. Dieser tritt nämlich nach dem Tod seines Vaters James in dessen Fußstapfen und wird Kampfpilot an der Seite von Peppy Hare, der bereits als Wingman für James im Dienst war. Zwei weitere Gefährten, der egoistische Draufgänger Falco Lombardie und der etwas schusselige Slippy Toad, runden das Team zu einer Filmreifen Crew ab. Leider wird aus dieser Zusammenstellung allerdings nicht viel gemacht, denn nach der kurzen Einführung, in der dem Spieler klar gemacht wird, dass der böse Andros das Heimatsystem unserer Freunde bedroht und daher schleunigst vernichtet werden muss, passiert eigentlich nichts mehr. Lassen wir das „eigentlich“ ruhig weg, es passiert tatsächlich einfach nichts mehr! Die vier tollkühnen Helden zerstören Andros‘ Generäle und letzten Endes auch Andros selbst, die Galaxie ist gerettet und der Spieler bleibt (zumindest storytechnisch gesehen) unbefriedigt zurück.

Gameplay: 6/10
Starwing verlegt das altbekannte Gameplay der 2D-Weltraumshooter ins Dreidimensionale. Von Computern und aus der Arcade ist das 1993 zwar schon bekannt, auf dem SNES jedoch eine echte Neuheit. Im Prinzip spielt sich der Flugsimulator dabei aber genau wie artverwandte Titel: Dauerfeuer auf die Gegner lenken, immer schön ausweichen und nach Bedarf die Superwaffe zuschlagen lassen, die durch einzusammelnde Items auf der Map aufgeladen werden muss. An speziellen Stellen im Spiel muss man außerdem einen Gegner abschießen, der dem guten alten Slippy ans Leder will und wird dafür zumeist mit einem Waffenupgrade belohnt. Interessanterweise wechselt die Perspektive der Ballerei von Level zu Level: Auf Planeten wird aus der third person Sicht gespielt, im Weltall darf man das Cockpit betreten und etwas freier durch die vorgefertigten Kurse gleiten. Am Ende eines jeden Kurses gilt es dann noch fix einen Boss zu bezwingen, der meist mittelschwer zu durchschauen und etwas schwerer zu besiegen ist. Der Schwierigkeitsgrad des Weltraumshooters wird übrigens vom Spieler selbst festgelegt, indem er zu Spielbeginn eine von drei „Strecken“ zu Andros auswählt. Alles in allem sind die ersten zwei Stufen zwar durchaus fordernd, aber schaffbar (mit VIEL Training, ich habe mich beim ersten erfolgreichen Durchspielen gefreut wie ein König). Den dritten Weg kann man mit Fug und Recht als nintendohard betiteln und wahrscheinlich nur nach jahrelangem Üben durchqueren.

Grafik: 9/10
3D auf dem SNES ist nicht möglich? Von wegen! Nintendo hat wieder einmal keine Kosten und Mühen gescheut und liefert mit Starwing einen 3D-Shooter ab, der die Hardware des SNES einfach mal so sehr überforderte, dass man sich kurzerhand entschlossen hat, einen eigens entwickelten Grafikbeschleuniger Chipsatz in die Cartridge zu basteln. Dieser ist quasi zwischen das eigentliche Spiel und die Konsole gesteckt und greift der grauen Kiste mächtig unter die Arme, sodass der Spieler mit Starwing erstmals ein 3D SNES-Spiel mit echter Polygongrafik in den Händen hat, das für seine Zeit auch noch verdammt gut aussieht. Effekte, Welten und vor allem Bosse sehen sogar SO gut aus, dass man das Spiel optisch fast für einen N64 Titel halten könnte. Nintendos erste Gehversuche im Bereich 3D-Grafik? Ein voller Erfolg!

Fazit:
Schade, dass nicht mehr aus der Geschichte um das Fliegerteam gemacht wurde. Wie wäre es denn mal mit einer Verfilmung? Top Gun auf dem Great Fox kann ich mir beispielsweise ziemlich gut vorstellen: Der trottelige Slippy als Klassenclown, in der Hauptrolle Fox die coole Rampensau und natürlich Falco als taffer Widersacher, der sich im Ernstfall heroisch als Foxies Wingman einreiht… aber ich schweife ab. Das Gameplay ist nintendotypischerweise wieder einmal easy to learn, hard to master. Schnell hat sich der Spieler an das Handling des Fliegers gewöhnt, aber um allen Gegnern auszuweichen und die richtigen Ziele zu treffen muss schon ein Meister der Barrel Rolls an den Controller. Mit dem ersten 3D Auftritt legt Nintendo außerdem frühzeitig schonmal die Richtung für ihre Folgekonsole fest und quetscht nicht nur alles aus dem SNES heraus, sondern toppt das Ganze auch noch mit Zusatzhardware in der Cartridge. Hut ab! Und jetzt wieder ein wenig Trivia zum Schluss? Na gut: Gerüchten zufolge entstand die Idee zum Spiel, als Miyamoto auf dem Weg zu einem japanischen Tempel war und immer mehr seinen Gedanken verfloss. Als er unter den traditionellen Holzbögen wanderte, dachte er sich wohl, wie cool es wäre die Strecke mit einem Raumschiff zurückzulegen. Er sponn die Idee weiter und das Gerüst für Starwing (das im Original übrigens Star Fox heißt und in Europa aus Copyright-Gründen umbenannt werden musste) stand fest. Im ersten Level kann man diese Idee am besten herauserkennen, denn überall stehen Bögen auf dem sonnigen Planeten und wenn Fox durch alle Bögen manövriert wird, ohne diese zu berühren, erhält er ein Waffenupgrade. Was dran ist am Gerücht steht wohl in den Sternen, ich persönlich kann mir aber gut vorstellen, dass einem als Gamedesigner auch im Real Life gern mal die Fantasie durchgeht.

TL;DNR: Easy to learn, hard to master. Gutes Luftkampf-Flugspiel mit einprägsamen Charakteren.