Dead or Alive 2 Review
Wer heute Dead or Alive hört, der denkt an Bikinis, Brüste und schwaches Gameplay. Doch die DoA-Reihe war nicht immer ein reines Spannerspektakel mit zweifelhafter Anime-Erotik: In Dead or Alive 2 fliegen noch ordentlich die Fäuste!
Titel: Dead or Alive 2 (Hardcore Version)
System: PlayStation 2
Genre: Fighting Game
Erscheinungsjahr: 2000
Entwickler: Konami
Durchgespielt in 4 Stunden Spielzeit
Story: 5/10
In Dead or Alive 2 hat der Spieler die Wahl zwischen 14 Charakteren (zwei davon leider ohne Storymode), die sich in der zweiten Runde des weltberühmten Dead or Alive Championships beweisen wollen. Doch was im ersten Teil noch als Kampfsportturnier ausgetragen wurde, wird nun von einem bösartigen Tengu-Dämon als Möglichkeit missbraucht, die weltbesten Kämpfer auszuschalten und die Erde ins Chaos zu stürzen. Natürlich hat er die Rechnung ohne die vollbusigen DoA-Babes und deren klischeebeladenen männlichen Mitstreiter gemacht! Je nachdem, mit welchem Charakter das Spiel beendet wird, endet die Story ein wenig anders und genretypisch wird es die „wahre“ Auflösung erst im Folgetitel geben. Die einzelnen Kämpfer haben dabei nur selten Hintergründe. Eine löbliche Ausnahme machen immerhin Kasumi und Ein, während Tina oder Leon mit ihren langweiligen und stereotypischen Hintergründen wieder einmal beweisen, dass Fighting Games meist aus Gameplaygründen gespielt werden sollten. im Ganzen betrachtet handelt es sich bei DoA2s Story also um nichts weltbewegendes. Der schlichte Aufhänger für ein Kampfturnier und die zumeist mehr schlecht als recht zusammengestrickten Klischeegeschichten der Kämpfer ergeben jedoch eine durchschnittliche Bewertung für ein Genre, in dem Story nach wie vor keinen wahnsinning großen Stellenwert hat.
Gameplay: 8/10
Neben Genreriesen wie Tekken und Street Fighter findet Dead or Alive ganz klar seinen eigenen Kampfstil, und der ist schnell und hart. Im Zweikampf gilt es den Gegner außerhalb seiner Deckung mit starken Attacken zu erwischen, ihm ab und an zur richtigen Zeit einen Wurf reinzudrücken und seine Gegenangriffe geschickt zu blocken. Vor allem aber lautet die goldene Regel: Kontern, kontern, kontern! Wer das Timing beherrscht, kann einen unerfahrenen Gegner prinzipiell besiegen, ohne eine einzige Attacke auszuführen. Dieses Konzept lässt zwar durchaus Platz zur Kritik, macht das Spiel aber zu einem nervenaufreibenden, schnelllebigen Prügelspaß, bei dem der Puls schnell an die Decke geht, wenn man zum wiederholten male in den Kontermove des Mitspielers gerät. Einzelspielertechnisch hat das Gameplay die typischen Modi zu bieten: Story, Survival, Time Attack. Während ersterer und letzterer Modus kaum überzeugen können, hat der Survival Mode eine nette Genreneuheit zu bieten: Statt wie üblich stumpf Gegner umzukloppen, bis der eigene Energiebalken abgelaufen ist, kloppt man hier stumpf Gegner um, bis der eigene Energiebalken abgelaufen ist und sammelt zwischendurch Gegenstände ein, die später in einer Gallerie aufgelistet werden. Was auf den ersten Eindruck nicht sonderlich spektakulär oder innovativ wirkt, entfaltet schnell einen echten Suchtfaktor, der mir persönlich die ein oder andere Nacht im Survival Mode unabdingbar gemacht hat. „Gotta Catch ‚em All“! Der Bereich, in dem das Spiel aber im Endeffekt erst sein volles Potential entfaltet, sind eindeutig die Mehrspielermodi. Wer sich zu zweit in Dead or Alive 2 messen möchte, dem ist vor allem der innovative Team Battle Mode ans Herz zu legen, in dem jeder Kontrahent fünf Charaktere auswählt (interessant: man darf durchaus auch mit z.B. fünf Baymen antreten). Gnadenlos gilt es jetzt, das gegnerische Team kurz und klein zu prügeln, und zwar im gewohnt schnellen DoA Stil: Keine Pausen, wenn ein Kämpfer zu Boden geht, keine Energieboni für den Sieger, keine Unterbrechung der Prügelei wie bei Tekken und Co. Diese schnellen Duelle machen Spaß und sind ein erfrischend neuer Windstoß im Genre Fighting Game. Der Modus, der dieses Spiel aber unvergesslich macht, ist ganz klar der Tag Team Battle Mode, der zu viert gespielt werden kann und auch sollte. Mit vier Controllern und dem Multitab bewaffnet (Hardwarekosten à la Nintendo lassen grüßen…) kann es daran gehen, sich zünftig in Zweierteams zu vermöbeln. Dieser Modus ist dabei genau das, was DoA2 ausmacht: Ein schneller, teamplayorientierter Tag-Battle, bei dem schon mal ordentlich Adrenalin ausgeschüttet wird, wenn in der Final Round der Konter oder Special Move des Gegners sitzt und man sich vor dem entgeistert blickenden Teamkollegen rechtfertigen muss. Wer Dead or Alive 2 gespielt hat, aber diesen 4 Player Mode nicht auskosten durfte, hat meiner Meinung nach das Spiel verpasst und sollte jetzt dringend loslaufen, um Hardware und / oder Freunde zu kaufen und das Erlebnis nachzuholen!
Grafik: 7/10
Grafisch ist der zweite Teil der Dead or Alive Reihe schön anzusehen – und ich rede hier nicht (nur) von den schlagkräftigen Argumenten der weiblichen Charaktere bei angegebenem Spieleralter von 99 Jahren, sondern von Charaktermodels, Maps und Effekten. Hier wurde sich nämlich trotz großteils pubertärer Kostümpaletten der Kämpferinnen durchaus Mühe gegeben. Die Charaktere bewegen sich flüssig und führen ihre Angriffe und Spezialtechniken stimmig aus, sodass im Kampf ein gelungenes Gesamtbild einer leicht überdrehten Martial Arts Prügelei entsteht, die ihrem Stil durchgängig treu bleibt. Die zahlreichen Maps sind vor allem durch die Möglichkeit, mehrere Ebenen zu beschreiten, sehr interessant zu spielen und machen optisch ebenfalls einiges her. Kommt es zu besonderen Effekten im Kampfgeschehen (optische Effekte bei Special Moves und Würfen oder Ereignisse auf den Maps), so muss sich die Grafik ebenfalls nicht verstecken. In der Hardcore Version des Spiels ist es bei passendem TV-Gerät sogar möglich, auf 60 Hertz zu wechseln. Auch wenn irgendwie das gewisse Etwas fehlt, um wirklich nachhaltig zu überzeugen, kann man bei DoA2s Grafik einfach nicht motzen, speziell angesichts der Tatsache, dass das Spiel zur Zeit des ersten Playstation-Releases bereits ein Jährchen in der Arcade auf dem Buckel hatte.
Fazit:
Dead or Alive 2 in der Hardcore Edition (in Europa Standard, als Amerikaner muss man nachkaufen um an alle Features zu kommen) ist kurzweilig, hat seinen eigenen Stil und macht vor allem im Multiplayer höllischen Spaß. Sei es der schnelle Team Battle Mode für zwei Spieler oder der geniale Tag Battle Mode für bis zu vier Spieler: DoA2 zeigt wieder einmal, wo das Potential des Genres liegt. Von der Geschichte hinter dem Geprügel darf man zwar nicht allzu viel erwarten, ist aber als Fighting Game Veteran auch nicht weiter enttäuscht. Mit seinen Gameplay-Innovationen, wie besonderen Events und wechselnden Ebenen auf den Maps oder dem schnellen Vierspielermodus, legt dieses Spiel einige Ideen vor, die noch das ein oder andere Kampfspiel kopieren kann. Als Einzelspieler mit Sammel- oder Achievementtrieb ist man im Survival Mode sehr gut aufgehoben und langfristig damit beschäftigt, alle Items zusammenzutragen. So bietet das Spiel durchaus auch nach zwölfmaligem Abschluss des Storymodes noch einen gewissen Langzeitspielspaß für Single Player. Auch wenn ich es persönlich nicht für das „beste und ausgereifteste Kampfspiel aller Zeiten“ halte, für das es beworben wurde, ist Dead or Alive 2 doch nach wie vor regelmäßig eine schöne Abwechslung für eingefleischte Anhänger der Serien Street Fighter, Soul Calibour oder Tekken und wird durch Charaktere wie Kasumi und Ayane wohl noch in zwanzig Jahren zumindest auf Conventions immer wieder in Form von qualitativ stark divergierenden Cosplayern topaktuell sein.
TL;DNR: Fäuste und Brüste.