Dokapon Kingdom Review

Aaaaadventurers! Wer auf Japano-RPGs steht und drei Freunde hat, die er eigentlich gar nicht mag, dem rate ich innigst zu Dokapon Kingdom zu greifen.

dokaponfront

Titel: Dokapon Kingdom
System: Nintendo Wii
Genre: Rollenspiel / Brettspiel
Erscheinungsjahr: 2008
Entwickler: Sting
Durchgespielt in 45 Stunden Spielzeit

Story: 5/10
Dokapon Kingdom ist ein spaßig angelegtes Rollenspiel, dessen Aufgaben wohl fast in den Bereich der Parodie früherer Titel des Genres fallen. Nachdem ein Wettrennen unter den vier Spielern entscheidet, wer die meisten Skillpunkte zu Beginn des Spiels bekommt, geht es nämlich um Ruhm, Reichtum und den Kampf gegen einen fiesen Endgegner direkt aus der Hölle. Dabei nimmt sich das Spiel nicht selten selbst auf den Arm und begeistert durch abgefahrenen Japano-Humor, der hervorragend zu Atmosphäre und Grafikstil passt. Sicherlich ist Dokapon dabei kein Final Fantasy 7, aber dennoch reicht die Storyline des Spiels aus, um immer wieder Spaß in die Streitereien der Mitspieler zu bringen. Wichtig ist hier schließlich das Gameplay, welches von der Story bestens unterstützt wird.

Gameplay: 8/10
Richtig, bei Dokapon Kingdom kommt es im Prinzip ausschließlich auf das geniale Gameplay an. Nicht zu Unrecht als „The Friendship Destroying RPG“ beworben, können vier Noch-Freunde gemeinsam in den ersten von vielen Spieleabenden an der Wii starten. Die Spielfiguren bewegen sich nun auf einer Overworld Map, während ähnlich wie bei Mario Party eine Drehscheibe entscheidet, wie viele Felder gegangen werden dürfen. Auf fast jedem Feld wartet ein Kampf oder ein Event und besonderer Spaß kommt auf, wenn zwei Spieler auf dem selben Feld landen und so gezwungen sind bis zum Tod gegeneinander zu kämpfen. Der Verlierer wird vom Gewinner ausgeraubt und verspottet, indem er beispielsweise einen Kothaufen auf dem Kopf tragen muss, bis er im Palast des Königs den rettenden Frisör aufsucht. Kaum gestartet ergeben sich also beim oben genannten Wettrennen, dem ersten Quest, bereits erste Feindschaften, denn die Klassen Dieb, Krieger und Magier, aus denen jeder Spieler wählen darf, könnten kaum unterschiedlicher sein. Während gegen den Krieger im Zweikampf anfangs kein Gras gewachsen ist, vergnügt sich der Spieler eines Magiers damit, schwache Spieler auf dem Spielbrett mit Schadenszaubern zu bombardieren. Ein Dieb wiederum klaut automatisch Gegenstände, wann immer er an einem Mitspieler entlangläuft (Questgegenstände nicht ausgeschlossen!) und kann so zu Weilen zu schweren Ausrastern einzelner Spieler beitragen. U mad? Gelevelt wird durch XP, die es für das besiegen von neutralen Monstern und das befreien der zahlreichen Städte gibt. Wird ein stärkerer Mitspieler besiegt, bekommt man sogar den Unterschied an XP gutgeschrieben. Auch das besiegen schwächerer Mitspieler ist aber durch Raub und Bestrafung nicht unspaßig. Wer zu weit abgeschlagen wird, der bekommt übrigens vom Spiel die Chance zum Darkling zu werden und auf der Seite der neutralen Monster kurzerhand die von Spielern befreiten Städte auf der Abenteuerkarte dem Erdboden gleich zu machen. Auch immer wieder für Lacher gut. Das Klassensystem und speziell der Kampf, der ausschließlich über ein leicht modifiziertes Schere-Stein-Papier System abläuft, unterliegen zwar durchaus ihren Limits, aber gerade das führt zu den für Dokapon Kingdom so typischen Wutausbrüchen und dem verzweifelten Schrei nach Gerechtigkeit, der zum Vergnügen von drei der vier Spieler stets unerhört bleibt. Zufallsereignisse wie das Auftauchen des Diebes Risque und eines mechanischen und komplett overpowerten Tötungsroboters, die auf andere Spieler gehetzt werden können, sorgen dafür, dass die Abstände der Spieler nicht zu groß werden.

Grafik: 7/10
Zur Grafik ist nicht viel zu sagen: Eine niedliche und hübsche Comicgrafik, die augenscheinlich das friedliche Treiben im Fantasykönigreich untermalt, lässt kaum etwas Böses erahnen. Gerade der krasse Kontrast, der sich zwischen bezaubernder Baby-Blümchen-Grafik und dem gebündelten Hass vor der Flimmerkiste aufbaut, ist dabei ein unverkennbares Stilmittel. Die Form, in der sich das Multiplayer-Rollenspiel Dokapon Kingdom präsentiert, ist kurz gesagt ein grafisches Trollface, das die Spieler nur umso mehr zur Weißglut bringt, wenn zum Beispiel eine süße, unschuldige Fee berichtet, dass gerade alle Items und das gesamte angesparte Geld eines Mitspielers geklaut wurden. Mir gefällt’s und ich denke, dass das Ziel nicht verfehlt wurde.

Fazit:
Wer bei Mario Party schon immer ein ekelhaft selbstgefälliges Grinsen im Gesicht hatte, wenn er dem letztplatzierten Spieler via Geisterglocke seinen einzigen Stern abgezockt hat, aber beim Namen Sting spontan nur einen Ohrwurm von Fields of Gold bekommt, der sollte sich den gleichnamigen japanischen Entwickler mal genauer ansehen, denn der zweite Teil der Dokapon-Reihe ist genau das, was sadistische Gamerfreunde sich gewünscht haben: Ein gnadenloses, ungerechtes und freundschaftenzerstörendes Scharmützel. Ich habe mit meiner festen Zockertruppe nicht weniger als 45 Stunden voller Hass und Schadenfreude geteilt. Von „Alter ich spiel‘ gleich nich‘ mehr weiter!“ über „Geschieht dir recht du $%@ß& !!“ bis hin zu wilden Fluchkombinationen auf Spiel, Balancing und vor allem Mitspieler war alles aus jedem Mund mehrfach vertreten, denn wer anfangs die Nase vorne hat (in unserem Fall ich) muss nachher nicht unbedingt vor dem dritten Platz in’s Ziel gehen (ebenfalls ich… Fluchverkettung!). Leider ist das Spiel in Europa zwar nie erschienen, die amerikanische Version lässt sich aber problemlos auf der handelsüblichen und nicht einmal gemoddeten Wii abspielen, sodass sich ein Import mehr als lohnt. Jedem Fan von Mario Party verbiete ich es, dieses Spiel nicht in seinem „Freundeskreis“ zu etablieren!

Hier nochmal ein abschließender Gruß an Iconic, dessen Geburtstag der König als Belohnung für seine furchtbare Leistung vergessen wird!

TL;DNR: Sadistisches 4-Player-Spiel für Freunde der Mario Party Reihe.