Flower Review

Flower ist Kunst. Ein fast miditatives Videospiel, bei dem man als Spieler einfach mal die Seele baumeln lassen kann, und zwar bei toller Optik, schönem Sound und entspanntem Gameplay. Sehr schön.

flower

Titel: Flower 
System: PlayStation 3
Genre: Entspannung
Erscheinungsjahr: 2009
Entwickler: Thatgamecompany
Durchgespielt in 4 Stunden Spielzeit

Story: 8/10
Über die Story von Flower kann man sich streiten, denn sie ist alles andere als offensichtlich und fordert dem Spieler einen gewissen Anteil an Interpretation und Fantasie ab. Ich persönlich sehe in der Geschichte des Spiels ein paar Blumen, die trübe in ihren Töpfen auf der Fensterbank einer Großstadtwohnung ihr tristes, graues Dasein fristen. Diese Blumen träumen, und die Levels des Spiels sind meiner Interpretation nach die Träume der Blumen. Zugegeben klingt das auf den ersten Eindruck etwas abgefahren, passt aber sehr gut zum ästhetischen Stil des Spiels. Nach und nach verwandeln sich die Träume der Blumen dann in die Wirklichkeit, bis die Stadt einem idyllischen Ausblick aufs Land weicht und die Blumen wieder ihre Köpfe heben. Nach Abschluss aller Träume, in denen man Beispielsweise den Wunsch nach Farbe, Wind oder Licht verkörpert dargestellt bekommt, haben die Blümchen also ihren „Traum verwirklicht“. Wie gesagt, abgefahren, aber in meinen Augen genial. Man muss sich eben darauf einlassen können!

Gameplay: 9/10
Das wunderbar einfache Gameplay des Enstpannungsspiels Flower verblüfft selbst den größten Motion-Control-Muffel (mich) mit dem perfekten Einsatz des SixAxis Controller. Das gesamte Spiel wird dabei über Motion Control gesteuert, ausgenommen dem Windhauch, den der Spieler verkörpert (klingt jetzt wieder verrückt, macht aber durchaus Sinn). Dieser Wind wird mit Druck einer beliebigen Taste ausgelöst. Als Windhauch pustet der Spieler in Flower nach und nach mehr Blütenblätter in die Luft, bis sich in seinem Windstrahl eine Vielzahl von Blütenblättern verschiedenster Farben befindet. Um ein Level abzuschließen muss sich der Wind darum kümmern, dass so viele Blumen wie möglich berührt werden. Von jeder schließt sich wie bereits erwähnt ein Blütenblatt an, das uns optisch entzückt. Nach und nach erschließen sich weitere Aufgaben im Level, wenn beispielsweise alle blauen, gelben oder roten Blumen gefunden sind. So zum Beispiel kann es vorkommen, dass Steine zerbersten und neue Wege freigeben oder sich Heuballen erhellen und Licht in die Dunkelheit weiterer Teilabschnitte werfen. Flower bleibt dabei erstaunlich einfach und fordert dem Spieler gewollt wenig ab, denn es handelt sich hier um ein Ambiente/Relax/Chillout-Spiel, das den Zocker nicht fordern, sondern optisch und emotional verwöhnen soll. Bei mir ist das Prinzip aufgegangen. Genial einfach, einfach genial. Und das trotz ausgeprägter Motion-Control-Abneigung!

Grafik: 9/10
Flower ist ein Kunstwerk in Videospielform, in dem nicht zuletzt die wundervolle Optik einen Anteil am Gesamtkunstwerk beiträgt. Die Qualität der Grafik an sich allein ist bereits hervorragend, keine Frage. Was Flower jedoch erst zum Hochgenuss aus grafischer Sicht macht, ist das unglaubliche Ambiente, das das Spiel auf Anhieb zu erschaffen vermag. Auch der Sound passt mit beruhigenden Tracks und stimmigen Effekten fabelhaft zur optischen Ästehtik und verdient hier gelobt zu werden. Die Welten sind je nach Hintergrund mal idyllisch und farbenfroh, mal bedrückend und trist, unterstreichen aber stets vorbildlich das Gefühl der jeweiligen Spieletappe und sehen schlicht gesagt einfach geil aus. Das Spiel bietet dabei in jedem Level eine Art „interaktiven Bildschirmschoner“ an, wenn der Controller für längere Zeit unberührt bleibt. Die wechselnden Kameraeinstellungen aus den verschiedenen Blumenträumen sehen dabei mehr als genial aus und eignen sich tatsächlich hervorragend, um einfach ein wenig Ambiente auf die Wohnzimmerwand zu projizieren, wenn grade nicht gezockt wird. In dieser Optik kann man sich gut und gerne verlieren und mal so richtig abschalten, während man die farbenfrohen Blütenblätter vom Winde verwehen lässt. Flower ist einfach wunderschön!

Fazit:
Wie einzigartig Flower ist erkennt man bereits beim Versuch das Spiel in ein Genre einzuordnen. Etwas Vergleichbares habe ich bis heute einfach nicht gefunden, denn Flower schafft es, aus einer abgefahrenen künstlerischen Hintergrundgeschichte (ich hoffe, ich habe sie richtig interpretiert) und grandioser Optik ein Spiel zu schustern, das geradezu meditative Wirkung entfalten kann. Während der Spieler als Wind durch die Blumenwiesen saust und dabei immer mehr Pflanzen erweckt entfaltet sich eine wunderbar entspannende Stimmung, die von der grandiosen Atmosphäre unterstützt wird, die in jedem Traum aufs neue aufgebaut wird. Flower ist Balsam für die oft gereizte Zockerseele und wird von mir speziell dann empfohlen, wenn nach stundenlanger PvP-Frustration oder RealLife-Stress ein Ausgleich in Videospielform gesucht ist. Einige recht knifflige Achievements steigern nachträglich den Wiederspielwert, auch wenn hier teilweise der Entspannungsfaktor verloren gehen kann, da es einzelne Trophäen durchaus in sich haben. Das Grundprinzip des Chillout-Games bleibt jedoch selbst bei den Trophäen größtenteils erhalten, sodass Flower beruhigend, innovativ und vor allem optisch wunderschön noch lange als Kunstwerk aktuell bleiben wird.

TL;DNR: Pure Ästhetik für entspannte PS3-Sessions.