Fortress of Fear Review
Fortress of Fear… allein der Name jagd mir Schauer über den Rücken. Nicht weil das Spiel auch nur im entferntesten gruselig ist, sondern weil es eines der schwersten Spiele ist, die ich je durchgespielt habe. Diese Meisterleistung gelang mir mehr als 10 Jahre nach dem ersten Kontakt zum Höllentitel!
Titel: Fortress of Fear (Wizards and Warriors 10)
System: Game Boy
Genre: Jump and Run
Erscheinungsjahr: 1990
Entwickler: Rare Ltd.
Durchgespielt in 2 Stunden Spielzeit
Story: 5/10
Man nehme einen bösen Zauberer, eine Prinzessin und einen Ritter. Der Zauberer klaut die Prinzessin mit böser Magie und verschleppt sie in seine Festung, die einen 08/15 Fantasy Namen wie zum Beispiel Castle of Doom, oder noch besser Fortress of Fear trägt (soll ja Angst einflößen). Der Ritter bekommt es in der Festung der Angst dann mit verrückten und gruseligen Gegnern zu tun. Dabei ist darauf zu achten, dass wir die Klassiker wie Riesenfledermäuse und Skelette unterbringen, aber auch ganz verrückt und kreativ über den Tellerrand blicken und … sagen wir mal bekloppte Narren oderso als Gegner verwenden. Auf Hintergrundgeschichten können wir Gott sei Dank verzichten, wird ja doch nur ein Jump and Run. Wenn der Zauberer dann nachher besiegt ist gibt’s ein klassisches Happy End. So, fertig ist das 80er Durchschnittsgehäuse für unser neues Jump and Run. Noch Fragen?
Gameplay: 4/10
Prinzipiell ist dieses Spiel eigentlich ein Fließband Jump and Run. Springen, Laufen, mit dem Schwert auf Gegner hauen und ab und zu ein paar Items einsammeln prägen das Gameplay von der ersten bis zur letzten Sekunde. Was dieses Spiel so besonders macht, ist eindeutig sein Schwierigkeitsgrad. Fortress of Fear hat damals meine Kindheit geprägt. Es war lange Zeit das bei weitem schwerste Spiel, das ich kannte und noch heute zähle ich es mindestens zu den Top 3 auf diesem Gebiet. Zwischen meinem ersten Kontakt mit diesem unverschämt harten Jump and Run und dem endgültigen Durchspielen sind nur am Rande bemerkt übrigens mehr als 10 Jahre vergangen! Doch was macht dieses Spiel so schwer? Genau diese Frage macht es mir irgendwie unmöglich, eine vernünftige Bewertung für das Gameplay des Game Boy Titels zu vergeben, denn der Spieler stellt sich eigentlich durchgängig die Frage „Soll das so sein um es NOCH schwerer zu machen oder ist das jetzt ein Programmierfehler?“. So gibt es zum Beispiel eine Health Bar, aber keine kurze Unverwundbarkeitsphase, wenn der starke Ritter von einem Gegner getroffen wird. Schnelle Feinde landen so in kürzester Zeit gerne mal drei bis vier Treffer oder bringen den Charakter direkt um. Ein weiterer zwielichtiger Punkt ist der Fallschaden in einem Jump and Run dieser Güte. Schlimm genug, dass der Charakter bei jeder kleinen Anhöhe Schaden erleidet, er landet auch noch auf dem Rücken und ist angreifenden Gegner kurzzeitig wehrlos ausgeliefert. Außerdem gibt es im Spiel die Möglichkeit an ein paar Items zu kommen, die einem das Spiel passiv erleichtern sollen. So gibt es zum Beispiel ein Schaden verminderndes Schild oder die Springschuhe. Diese lassen den Spieler weiter springen und weniger Fallschaden erleiden. Was sich klasse anhört wird in dem Moment ärgerlich, indem besagte Schuhe zum Weiterkommen notwendig sind und ohne das Item nur noch der Suizid als Ausweg bleibt. An solchen Stellen fragt man sich einfach, ob das Spiel geplant schwer oder ungeplant schlecht ist. Wenigstens die Bosse halten sich an feste Verhaltensmuster und sind so relativ leicht zu besiegen. Das schwerste am Spiel ist tatsächlich das Handling. Da es den Jungs von Rare also (sei es nun geplant oder nicht) gelungen ist, ein höllisch schweres Fantasy Jump and Run zu erschaffen, das mich über 10 Jahre lang immer wieder über die Grenzen meiner Beherrschung springen ließ, gibt es immerhin vier Punkte von mir. Für wahre Fehler wirkt alles zu gewollt, aber auch wenn dem so ist ist das noch lange keine Entschuldigung für diesen zu Code gewordenen Sadismus.
Grafik: 7/10
Optisch sieht die Angstfestung erschreckend gut aus. Die Sprites sind einem netten, europäischen Mittelalter-Look angepasst und erinnern an ritterliche Abenteuer wie Dungeons and Dragons. Als Fantasy Fan fühlt man sich schnell heimisch und wird auch im weiteren Spielverlauf nicht enttäuscht. Abwechslungsreiche Levels und zahlreiche Spezialeffekte lassen Wizards and Warrios X nicht langweilig werden und halten von der ersten bis zur letzten Sekunde ein glaubwürdiges Ambiente aufrecht. Ab und an kommt schon mal ein kleiner Fehler vor, den man aber durch den erhöhten Adrenalinspiegel beim Spielen auch nur am Rande wahrnimmt. Im Bewertungsbereich Grafik überzeugt Fortress of Fear also mit schöner Grafik für Nintendos ersten Game Boy.
Fazit:
„Wow, schon der zehnte Teil der Wizards and Warriors Reihe? Was ist in den anderen neun passiert? Warum finde ich die nicht auf eBay?“ Tja, ganz einfach: Fortress of Fear ist der dritte Release der Reihe und lediglich als zehnter Teil betitelt. Warum man sich damals so entschied weiß heute wohl keiner mehr. Fakt ist jedenfalls, dass dieses Spiel nicht der zehnte, sondern der dritte Release der Wizards and Warriors Reihe ist. Und dass er höllisch schwer ist! Wie bereits erwähnt zähle ich das Spiel zu den schwersten aller Zeiten und habe unglaublich viel Zeit investiert, um es endlich durchzuspielen. Ohne die Levels von vorne bis hinten auswendig zu kennen, geht hier gar nichts. Dabei sind die Bosse meist leicht zu durchschauen, die echten Gefahren lauern in Form normaler Gegner, die plötzlich auftauchen und durch oben bereits genanntes Verfahren auch gerne mal direkt dafür sorgen, dass unser tapferer Protagonist chancenlos ins Gras beißt während im halbsekündlichen Takt die Hits ausgeteilt werden. Schrittchen für Schrittchen musste ich mich durch das Spiel schleichen, um maximal zwei Gegner gleichzeitig am anderen Ende des Screens auftauchen zu lassen. Ich habe noch nie so defensiv in einem Jump and Run gespielt, aber anders ist es nicht möglich, den Endboss zu erreichen. Beim vorsichtigen Voranschleichen ärgert sich der Spieler dabei besonders in frühen Levels über die Maximalgrenze von neun Leben, denn hier werden diese noch großzügig verteilt. Ab der Hälfte des Spiels darf man sich schon glücklich schätzen, wenn man wenigstens noch das zum Weiterkommen nötige Paar Schuhe findet. Summa Summarum ist Fortress of Fear ein sadistisches Videospiel, das seinen Spieler immer wieder versucht in den nervlichen Ruin zu treiben. Ich habe es genau ein mal durchgespielt und werde es so schnell sicher nicht wieder versuchen! Wer sich in Castlevania oder anderen alten nintendoharten Games bereits bewiesen hat, dem kann ich gern dazu raten mit diesem Werk an seine Grenzen zu gehen. Alle anderen Spieler, besonders Casuals und solche mit schwachen Nerven oder niedriger Frustrationsgrenze sollten sich von Wizards and Warriors X fern halten!
TL;DNR: 10 verfluchte Jahre. So schmeckt Genugtuung.