LOST: Via Domus Review

Als bekennender LOST-Fan kam ich natürlich auch um das Spiel zur Serie nicht herum. Geldmacherei oder Bonus Content? Ihr erfahrt es im Review.

lostfront

Titel: LOST: Via Domus
System: PlayStation 3
Genre: Action Adventure
Erscheinungsjahr: 2008
Entwickler: Ubisoft
Durchgespielt in 13 Stunden Spielzeit

Story: 6/10
In Via Domus macht sich der Spieler in der Rolle von Elliot Maslow, einem in der TV-Serie nicht auftauchenden Überlebenden des Oceanic Flight 815, auf die Suche nach dem Weg nach Haus. Ein Problem dabei stellt sicherlich das verlorene Gedächtnis des Journalisten dar, welches es in Flashbacks ganz nach Manier der Serie aufzuarbeiten gilt. Innerhalb dieser Flashbacks muss der Spieler zur rechten Zeit am rechten Ort ein Foto schießen, um Elliot eine Erinnerung zurückzubringen. Auf der Insel spielt sich die Story parallel zu den ersten zweieinhalb Staffeln der Serie ab. Recht schnell wird der Hatch aufgesprengt und Elliot versucht daraufhin, den Elektromagneten abzuschalten, um seinen Kompass ordentlich benutzen zu können. Seine Reise führt ihn bald zu den Others, die ihm die Heimreise anbieten, wenn er seine neu gewonnenen Freunde Kate und Jack verrät. Tja, wie mag sich El wohl entscheiden? Ohne das Ende zu spoilern sage ich nur eins: LOST-Fans und mit großer Wahrscheinlichkeit auch LOST-Neulinge, die das erstaunlich kurze Spiel zum Ende gebracht haben, bleiben mit einem „Das-ist-doch-jetzt-nicht-deren-ernst“-Blick zurück. Die sechs Punkte gibt es von mir in erster Linie für die gute Einarbeitung der Handlung in die TV-Show und den Wiedererkennungsfaktor der Orte und Personen. Auch der Hauptcharakter passt gut in die Absturz-Truppe und schafft es in den wenigen Stunden Spielzeit sich gehörig zu entwickeln. Ich hätte mir zwar persönlich eine weit (!) tiefere und längere Story gewünscht, aber andererseits wäre das sicherlich parallel zur Handlung der Serie kompliziert geworden. So wie es ist bleibt LOST: Via Domus ein storytechnisch leicht überdurchschnittliches Action Adventure.

Gameplay: 5/10
Den größten Teil der Spielzeit verbringt Elliot prinzipiell damit, von A nach B und wieder zurück zu laufen. Unterwegs verschlägt es unseren Protagonisten dabei ab und an in dunkle Höhlen, die es mit Fackeln oder Lampen zu erhellen gilt, oder in eine Verfolgungsjagd, bei der es darauf ankommt, im richtigen Zeitpunkt zu springen oder sich zu ducken. Die Gespräche mit den bekannten Charakteren der Serie sind dabei eher einseitig und aus Gameplaysicht irrelevant: Hat man alle möglichen Gesprächsthemen durchgeklickt, kann der Quest weitergehen. Interessante Infos oder gar Hinweise erhält man in den seltensten Fällen. Drei oder vier mal im Spiel kommt es zu Schießereien, ansonsten ist relativ wenig Action vorzufinden (was wiederum gut zum Actionanteil der Serie passt). Ein erwähnenswerter Punkt in der Spielmechanik von Via Domus ist darüber hinaus das Puzzle-Solving, auch wenn Puzzle hier als Singular zu betrachten ist, denn über die kurze Spielzeit verteilt muss El immer mal wieder das gleiche Puzzle lösen, um Stromkreise zu schließen. Ab und an gibt es einen erfrischenden Dharma-Psychotest zu lösen, aber leider wird auch dieser nach der dritten Runde eintönig. Auf die Durchschnittsbewertung von fünf Punkten wird das Spiel erst durch die innovativen Flashbacks hochgestuft: Hier geht es darum, mit der Kamera im richtigen Moment ein Foto zu schießen. Atmosphärisch sind die Flashbacks dabei sehr gut umgesetzt und mit passenden Effekten untermalt. Bis das richtige Foto geschossen ist, steckt der Protagonist in einer Zeitschleife fest – Eine Thematik, die sehr gut zu den späteren Episoden passt. Alles in allem also fünf Punkte für eine höchst seltsame Mischung aus Monotonie und Innovation.

Grafik: 6/10
Optisch ist Via Domus kein unbedingtes Highlight, dennoch macht es aber einen sehr schönen Gesamteindruck. Die Insel ist hübsch umgesetzt, selbst wenn einige Texturen vereinzelt eher lieblos daherkommen. Auch die Dharma-Stations sind gut adaptiert worden und geben dem Spieler beispielsweise die Möglichkeit, den Hatch auf eigene Faust zu erkunden. Besonders die Atmosphäre, die das Spiel durch seine Grafik erzeugt, passt sehr gut zum Geschehen und fesselt den Spieler von der ersten Minute an. In den Flashbacks werden Effekte eingespielt, die gut zur geistigen Umnebelung des Protagonisten passen und so noch einmal den stilistischen Wert des Spiels erhöhen. Größtes Grafik-Manko sind wohl die Charaktermodels, die ihren Vorbildern nur selten gerecht werden. Hier hätte man von der Playstation 3 mehr erwarten dürfen! LOST schafft es aber trotzdem durchaus, eine gelungene Spielwelt im Stil des Vorbildes zu erschaffen, in der sich Fans wie Neueinsteiger gerne aufhalten.

Fazit:
Nachdem ich die Serie zuende geschaut hatte, nahm ich mir endlich das zugehörige Spiel LOST: Via Domus zur Brust. Als großer Fan der Show kann ich nur sagen, dass ich anfangs positiv überrascht war. Die neuen Figuren finden sich super in die Gestrandeten ein und die Geschehnisse der ersten zweieinhalb Staffeln werden sehr gut aufgegriffen und auf Elliot übertragen. Besonders das „Episodengefühl“ hat mir dabei gefallen. Man findet so nicht nur die Figuren und Orte, sondern sogar den ganz eigenen Stil der Serie im Spiel wieder. Die Story entwickelt sich gegen Ende des Spiels allerdings leider zunehmend in eine arg seltsame Richtung und lässt nach dem scheußlichen Finale nur noch eine Frage offen: „Wer ist dafür verantwortlich und wo wohnt diese Person?“. Vom spielerischen her ist es ähnlich: Was anfangs innovativ und interessant wirkt, wird spätestens ab der dritten Wiederholung ein wenig stumpf. Einzig die Flashbacks sind ein stets willkommenes wiederkehrendes Element, die Rätsel hingegen hätten ein wenig abwechslungsreicher sein dürfen. Aus grafischer Sicht enttäuscht das Spiel nicht und schafft es sogar, eine wirklich stimmige Atmosphäre aufzubauen. 4 bis 8 Stunden Spielzeit, die man für 15 oder 16 Euro in einem der 23 Second Hand Shops der Stadt bekommt, in denen das Spiel wahrscheinlich 42 mal im Regal stehen wird. Wer von LOST noch nichts gesehen hat, wird wahrscheinlich weniger enttäuscht als Fans der Serie. Via Domus kann man spielen, muss man aber nicht.

TL;DNR: Das Ende ruiniert das gesamte Spiel.