Tetris Review

„Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt. Die andere summt die Melodie von Tetris.“

tetrisnesfront

Titel: Tetris
System: Nintendo Entertainment System
Genre: Puzzlespiel
Erscheinungsjahr: 1989
Entwickler: Nintendo
Durchgespielt in 1 Stunde Spielzeit

Story: 0/10
Eine Story in Tetris finden wohl nur die kreativsten Köpfe unter den Gamern, denn in diesem Puzzlespiel geht es darum, vom Himmel fallende Steine so anzuordnen, dass sie eine Linie bilden. Eine kurze Sequenz am jeweiligen Ende der zwei Spielmodi (siehe Gameplay) könnte zwar zu der Annahme führen, dass es wohl irgendwie um Raketenstarts am (und im) russischen Kremel gehen könnte, ich möchte mich jedoch von dem Gedanken distanzieren, dass diese kurzen „Belohnungsclips“ dem Spiel einen Hintergrund einhauchen soll. Tetris ist und bleibt ein klassisches Puzzlespiel – Und die funktionieren auch gut ohne Story!

Gameplay: 9/10
Tetris gehört nicht umsonst zum Urgestein der Puzzlespiele: Das simple und doch geniale Gameplay hat das Genre seinerzeit sogar wohl erst bekannt gemacht! Die zwei angebotenen Spielmodi unterscheiden sich dabei wenig, bieten aber dennoch eine gewisse Abwechslung wenn nach stundenlangem Steinedrehen doch mal die Langeweile aufkommt. Im ersten Modus geht es schließlich einzig und allein darum, die vom Himmel fallenden Steine durch drehen so anzuordnen, dass sie lückenlos eine Reihe ergeben. Diese verschwindet daraufhin, die darüberliegenden Steine rutschen nach unten und der Spieler erhält Punkte. Eine simple, doch geniale Spielmechanik, die bereits nach der ersten Runde ihr Suchtpotential entfaltet. Jeder Stein besteht dabei (der Altgrieche erkennt es bereits am Namen des Spiels, der eine Mischung aus Tetra und Tennis darstellt) aus genau vier kleinen Klötzchen, sodass eine Gesamtmenge von sechs verschiedenen Steinen erreicht wird. Eine Statistik am Bildschirmrand zeigt im Spiel an, wie oft welcher Stein bereits gefallen ist. Da die Steine allerdings zufällig ausgewählt werden, sollte man sich selbst als erfahrener Stochastiker nicht zu sehr an dieser Auflistung orientieren. Wer den Highscore knacken will, sollte sich beim fleißigen Reihenbilden außerdem bewusst sein, dass es sich lohnt, riskant zu spielen! Die meisten Punkte erzielt man nämlich mit einem sogenannten „Tetris“, dem gleichzeitigen Verschwindenlassen von vier Reihen. Nach je zehn zerlegten Reihen erhöht sich außerdem das Tempo der fallenden Steine leicht, sodass das Spiel nicht unendlich fortgesetzt werden kann und früher oder später sein jähes Ende finden muss. Daraufhin erscheint eine Highscore-Tabelle und bei besonders vielen Punkten bekommt der Spieler sogar eine der oben bereits erwähnten Sequenzen zu sehen: Eine startende Rakete. Während man also im A-Mode versucht, möglichst viele Punkte zu erreichen, funktioniert der B-Mode quasi andersherum. Hier muss der Spieler nach dem bekannten Prinzip 25 Reihen abbauen, um zu gewinnen. Die Schwierigkeit darin besteht aus einem vorgefertigten Level, das aus löchrigen Teilreihen zusammengesetzt ist und es dem Spieler meist gar nicht so leicht macht, schnell die nötigen Reihen verschwinden zu lassen. Schafft man dies auf höchster Geschwindigkeit, so gibt es als Belohnung einen etwas verstörenden Abspann, in dem beliebte Nintendo Charaktere wie Mario, Samus und Donkey Kong musizieren, während die Türme des Kremels als Raketen davonfliegen (was zugegeben eher nach einer Cold-War-B-Movie Idee klingt, als nach einem Nintendospiel). Sicherlich kann man Tetris subjektiv gesehen lieben oder hassen, Fakt ist aber, dass für das Spielprinzip an sich nur höchster Lob auszusprechen ist. Simpel, einfach zu erlernen, suchtgefährdend und vor allem ein frischer Wind für das generell eher wenig beliebte Puzzlegenre, dem dieses Spiel zu neuem Glanz verhalf.

Grafik: 5/10
Die Tetrissteine bewegen sich je nach Geschwindigkeit des Levels von Pixel zu Pixel und machen in ihrer trostlosen Umgebung keinen besonders spektakulären Eindruck. Auf grafische Effekte wartet der Spieler vergebens und auch die Farbwahl im Spiel sieht nicht gerade umwerfend aus. Das Spiel wirkt während der Modi schlicht bis langweilig, sodass sich der Spieler aber umso besser auf die Steine konzentrieren kann. Dass optisch mehr drin gewesen wäre, zeigen die Endsequenzen eindeutig, aber in schlichter Grafik verliert der Spieler auch nach mehreren Stunden Tetris nicht den Überblick. Der Zweck heiligt hier also die Mittel, sodass ich Aufgrund der durchaus grafikstarken Clips am Ende der Modi auf eine Gesamtbewertung von fünf Punkten komme.

Fazit:
Tetris überzeugt schlicht durch seine perfekte Mischung aus Puzzle und Geschicklichkeitsspiel. Es macht trotz seines einfachen Gameplays irren Spaß und kann nur schlecht wieder aus der Hand gelegt werden, wenn man sich erstmal auf die Jagd nach dem Highscore begeben hat. Auch wenn das Spiel im konventionellen Sinne schnell „durchgespielt“ ist (beide Endings gesehen), mindert das den Spielspaß noch lange nicht, und genau dieser Punkt macht Tetris zu einem wahren Evergreen der Videospielgeschichte, der wohl noch in hundert Jahren gespielt werden wird. Leider hat die NES-Version keinen Mehrspielermodus wie die Game Boy Version, aber auch allein macht das Spiel einfach süchtig. Ich persönlich werde die „Gulp“-Geräusche drehender Tetrissteine jedenfalls nie mehr vergessen können. Noch ein interessanter Fakt zum Sound des Spiels: Die legendäre „Tetris-Melodie“ kommt in dieser Version des Spiels gar nicht vor und ist auf die Game Boy Variante zurückzuführen! Die russisch angehauchten Tracks auf dieser Version passen aber nicht weniger gut zum gepuzzle, auch wenn sie sich erstaunlicherweise nicht halb so sehr etabliert haben. Abschließend kann man jedenfalls zusammenfassen, dass Tetris als Puzzlespiel ohne Story, dafür mit genialem Gameplay und hervorragend passender Grafik ein echter Meilenstein in der Geschichte der Videospielindustrie ist (nicht zuletzt durch einen epischen Patentkampf um die Vermarktungsrechte, nach welchem tausende fertiger Atari und Tengen Spiele eingeschmolzen werden mussten, aber genug der Geschichtsstunde…).

TL;DNR: Hohes Suchtpotential, geniales Spiel, wird immer aktuell bleiben.