TKKG 2: Tödliche Schokolade Review

Wer die TKKG-Hörspiele kennt und mag gehört zur Zielgruppe für die wohl schlechtdesigntesten Point and Click Adventures der Videospielgeschichte: Tivolas TKKG-Reihe für den PC. Mein erstes Review zur Serie befasst sich mit Teil 2 und lehrt euch, warum ihr diese Spiele großräumig umfahren solltet.

 

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Titel: TKKG 2: Tödliche Schokolade
System: PC
Genre: Point and Click Adventure
Erscheinungsjahr: 1998
Entwickler: Tivola
Durchgespielt in 3 Stunden Spielzeit

Story: 3/10
Klößchens Vater, der steinreiche Schokoladenhersteller, wird erpresst! Und wer kann da wohl den Schuldigen finden? Die Polizei? Quatsch, niemand geringeres als die Teenie-Bande TKKG natürlich! Angefangen bei Null finden die vier Freunde zwei bis drei dubiose Beweisstücke, um die fix eine an den Haaren herbeigezogene Kriminalgeschichte gesponnen wird. Schnell sind Verdächtige im Visier und nach einigen weiteren zweifelhaften Aktionen, wie beispielsweise dem Jobben auf einem Golfplatz um ein Gespräch mit Verdächtigen zu führen oder dem Durchsuchen der Akten von Klößchens Vater (die Sekretärin wird mit dem Satz „Ich glaube der Kaffee ist alle!“ abgelenkt – Hier lernt man für’s Leben) verdichten sich die willkürlichen Anschuldigungen, sodass der Täter in einem Finale gestellt wird, das ebenso an den Haaren herbeigezogen wird, wie alle bisherigen Zusammenhänge: Der Erpresser wird durch einen Geheimgang unter der städtischen Burg gejagd und gestellt, sofern der Spieler ein Minispiel à la „Das verrückte Labyrinth“ löst. Andernfalls muss das Minispiel wiederholt werden, um das Detektivspiel zum Abschluss zu bringen. Im Prinzip passt die Geschichte in ihrer Willkürlichkeit also hervorragend zur Kassettenserie.

Gameplay: 1/10
TKKG schafft es, das in den späten Neunzigern mehr als ausgereifte Point and Click Gameplay vollkommen vor die Hunde gehen zu lassen. Das Problem ist dabei nicht, dass maximal zwei Gegenstände benutzt werden müssen und der Rest des Gameplays aus meist belanglosen Gesprächen besteht, sondern vor allem wie eben dieser Gameplayfokus ausgearbeitet ist. So kann der Spieler zwischen den vier Helden der Serie wechseln und mit jedem Charakter die NPCs der recht kleinen Spielwelt anreden. Dabei hat jeder NPC für jeden TKKGler genau zwei Antworten parat, die in 90 Prozent der Fälle vollkommener Blödsinn sind und der Story kein Stück weiterhelfen. So bleibt dem Spieler nur übrig, mit ALLEN Charakteren ALLE Gesprächsmöglichkeiten bei ALLEN NPCs auszuprobieren. Spitze! Was das Ganze dann aber komplett ruiniert und zum spaßbefreiten Gameplay-Höllentrip werden lässt, ist das völlig zufällige Bricking des Spiels: Wenn nicht exakt die Reihenfolge der Antworten bei den Gesprächen gewählt wird, die sich die Programmierer dieses Werkes auf was auch immer für Kraut überlegt haben, können gewisse Events nicht mehr starten und der entnerfte Zocker muss das Spiel von vorne beginnen, nachdem er ALLE Gespräche erneut acht mal erfolglos durchlaufen hat (2 Antworten x 4 Detektive). Wer nicht auf Glückstreffer hoffen will, muss leider mit Komplettlösung spielen, um in diesem wirklich schlecht entwickelten Spiel das Ende zu erleben.

Grafik: 5/10
In Sachen Grafik ist TKKG 2 ein solider Titel. Die gezeichneten Hintergründe untermalen den schön adaptierten Stil der Hörspielserie und wirken vielleicht nicht gerade hochwertig, unterstreichen aber eine gewisse Atmosphäre und sind für 1998 noch nicht veraltet. Ein wahrer Lichtblick am wolkenverhangenen Himmel der tödlichen Schokolade!

Fazit:
Ich habe das Spiel mit meiner damaligen Freundin Meepit (die sich das Review gewünscht hat und an dieser Stelle gegrüßt wird) durchgespielt. Alleine wäre ich wahrscheinlich verzweifelt. Ich rate jedem, der mutig genug ist um dieses total fehlkonzipierte Adventure aus tiefster Verehrung für TKKG oder aus tiefstem Selbsthass zu spielen, dies auf keinen Fall alleine zu tun. Solange man sich durchgängig über die Fehler des Spiels und die belanglosen Antworten der Charaktere lustig machen kann, ist das Spiel nämlich stellenweise sogar unterhaltsam. Gerade Fans der Hörspiele erfreuen sich dabei an den gewohnt aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen der Kids und der Hilfe des guten alten Kommissar Zufalls. Adventure-Vergnügen kommt leider durch beschriebene Gameplay-No-Gos nicht auf und spätestens beim dritten gebrickten Spielstand wird wohl jeder Spieler mit ausreichend Restverstand zum Lösungsweg greifen, um dieses Gesellenstück eines einarmigen Schimpansen mit Ambitionen zum Topprogrammierer endlich abzuschließen. Tödliche Schokolade ist wirklich nur den ganz harten Fans zu empfehlen!

TL;DNR: TKKG bleibt sich als schlechteste und verbuggteste Adventure-Reihe treu.